Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg Festung mit prominenten Insassen

Drei mutmaßliche KZ-Wachmänner bringen den Hohenasperg mal wieder in die Schlagzeilen. Die Festung kann bereits auf eine ganze Reihe prominenter Insassen zurückblicken. Ein Besuch im Justizvollzugs-Krankenhaus des Landes.
Stuttgart - Stuttgart - Die Bauern, die Damen und die Könige stehen auf ihren Plätzen. Das riesige Schachbrett im Hof ist so aufgeräumt wie der Bolzplatz daneben. Kein Fußball kauert im Netz, kein verschwitzter Pullover liegt auf dem Boden. Niemand spielt Tischtennis, keiner sitzt auf der Wiese und raucht. Hofgang ist später. Jetzt ist Essenszeit im Gefängniskrankenhaus Hohenasperg. An diesem Montag, 3. März, gibt es Hühnerfrikassee.
Irgendwo hier, in einem dieser Häuser müssen die Rentner sein, die am Nachmittag des 19. Februar auf dem Berg angekommen sind. Drei der 136 Betten wurden den Männern zugewiesen, die den Hohenasperg im Landkreis Ludwigsburg wieder in die Schlagzeilen brachten. „Der Spiegel“ berichtete von ihrer Verhaftung, die „Jüdische Allgemeine“ und sogar die „Bunte“. Die Neuzugänge sollen Wachmänner in Auschwitz gewesen sein. Im Februar wurden sie Untersuchungshäftlinge, sie sind 88, 92 und 94 Jahre alt. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt sie der Beihilfe zum Mord.
Einziges Justizvollzugskrankenhaus im Land
Jeanette Beastoch, 32, darf nicht verraten, auf welcher Station die Rentner liegen. Schon gar nicht, in welchem Zimmer, nicht einmal, ob sie in einer Einzel-, Doppel- oder Sechserzelle untergebracht sind. Streng genommen dürfte die Verwaltungsdirektorin der Klinik auch nicht sagen, dass die Männer aus Wiernsheim, Ilvesheim und Gerlingen tatsächlich eingeliefert wurden. Datenschutz. Aber weil das Justizvollzugskrankenhaus das einzige in Baden-Württemberg ist, ist klar, dass alle pflegebedürftigen Gefangenen aus dem Land hier behandelt werden. Und alle gebrechlichen Untersuchungshäftlinge.
Im Flur hängt der Geruch von steriler Lotion und gewienertem Linoleum. In den Blechcontainern an der Wand lagern frische Leintücher, Oberhemden und Unterwäsche. Pfleger rollen Metallwagen, die mit frischen Mullkompressen und Pflastern gefüllt sind, in die Zellen. Schwestern sortieren Aspirin und Nitrospray in gut gesicherte Schränke. Was man halt braucht, wenn man eitrige Stichwunden, gebrochene Beine oder entzündete Herzmuskeln versorgen muss. Und Patienten mit Hepatitis, Krebs oder Leberzirrhose.
1500 Patienten werden im Jahr verarztet
Die Türen zu den Krankenzimmern sind so mächtig, dass sie wohl nicht mal ein gesunder Schwerverbrecher aufstemmen könnte. Statt Gardinen gibt es an den Fenstern Gitter. Der Weg zu den Stationen führt durch zwei schwere Tore, an deren Schlössern selbst ein gewiefter Mister Minit verzweifeln sollte. Was man halt braucht, wenn man Mörder, Drogensüchtige und Schizophrene verwahren muss. Und Vergewaltiger, Betrüger und Selbstmordgefährdete.
Jeanette Beastoch wird oft gefragt, ob sie keine Angst habe. Den ganzen Tag unter kranken Verbrechern. Das muss doch gefährlich sein oder zumindest unheimlich. Doch die Verwaltungsdirektorin fürchtet sich nicht. Die Arbeit sei spannend, sagt sie.
Vierzehn Internisten, Chirurgen und Psychiater verarzten auf dem Hohenasperg durchschnittlich 1500 Patienten pro Jahr. Vier Psychologen, drei Sozialarbeiter und zwei Pfarrer arbeiten dort. Und 100 Vollzugsbeamte, von denen die meisten auch eine Ausbildung zum Krankenpfleger haben. Der Personalschlüssel auf dem Berg ist höher als an einem normalen Krankenhaus, wegen der Sicherheit. Wie hoch, wird nicht verraten. Sonst könnten die falschen Leute ausrechnen, wie viele Personen sie bei einem potenziellen Ausbruchsversuch ausschalten müssten.
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