Schnoddrig und beiläufig hat Dave Davies als Migrant bei seinem Auftritt aus einer afrikanischen Sicht auf die deutsche Wirklichkeit gescherzt – und damit den Wettbewerb um den Stuttgarter Besen im Renitenztheater für sich entschieden.

Stuttgart - Wenn die Sonne scheint aus deinem Popo, dann hast du selbst Licht am Tag“, sagt in seinem Programm der Kabarettist und Comedian Dave Davies, den das Kabarettfestival Stuttgarter Besen 2015 jetzt zum Gewinner des Goldenen Besens gekürt hat. Der Mann ist, wie der Moderator des Abends und versierte Kabarettist Florian Schroeder erwähnt, „in einer spektakulären Flucht von Köln nach Bonn übergesiedelt“.

 

Schnoddrig und beiläufig hat Davies als Migrant bei seinem Auftritt aus einer afrikanischen Sicht auf die deutsche Wirklichkeit gescherzt. Nach der Devise „Keine Angst vorm schwarzen Mann“ charakterisierte er im ausverkauften Renitenztheater auf komödiantische Weise eine Grundbefindlichkeit: „Ich verstehe nicht, wie man angesichts von so viel Überfluss deprimiert sein kann.“ Die Juryvorsitzende und Kabarettistin Lisa Fitz gibt zwar am Ende der Veranstaltung zu, dass die Entscheidung nicht ganz einstimmig gefallen ist, doch angesichts der harten Konkurrenz darf dies als durchaus zwangsläufig betrachtet werden. Wenigstens hielten sich die Kamerafahrten der öffentlichen TV-Aufzeichnung in einem halbwegs dezenten Rahmen: die paar Wiederholungen von Anmoderationen absolvierten das Publikum samt Schroeder mit Humor, schließlich will die Hauptaufzeichnung auch in etliche Portionen verpackt in immer neuen Formaten geschnitten und gesendet sein. Der stets genau auf den Punkt überbrückende DJ Andrew Zbik machte die Sache mit seiner Musik unaufdringlich funky gut.

Ein Humorist mit positiver Ausstrahlung

Dass sich gewisse Hauptströmungen im Programm des Abends mit seinen acht Auftritten abbilden würden, war schon nach der ersten Einlage des Kabarettisten Thomas Schreckenberger klar. Der ehemalige Lehrer aus Gechingen vertrat das mit alltäglichen Bissigkeiten versehene klassische politische Kabarett. „Olympia geht nach Hamburg, nicht nach Berlin. Ich weiß noch nicht, ob ich’s gut finden soll.“ Nach Bemerkungen über noch nicht fertig gestellte Großprojekte wusste er einen immerhin in die Reihe passenden lokalen Aspekt zu würdigen: „Aber Olympia 2090 in Stuttgart ist auch keine Lösung.“

Nach dem obligatorischen Kurzinterview in einer Renitenztheaternische, das acht mal mit der Frage „Wieso glauben Sie, dass das Kabarett Sie braucht und was brauchen Sie am Kabarett?“ begann, schwang sich der gebürtige Belgier Olivier Sanrey auf die Bühne, um sein Programm mit dem Highlight einer gelungenen Kondomverwertung abzuziehen.

Dave Davies konnte sich danach zwar noch nicht als Sieger, aber als Humorist mit positiver Ausstrahlung vorstellen. Beim letzten Auftritt des ersten Teils des Abends verkörperte Katie Freudenschuss aus Hamburg die weibliche Komponente und ließ für ihre Scherze auch noch ein kleines Piano aufbauen.

Alpenländisch gefärbten Humor zum Abschluss

Im zweiten Teil des Abends begeisterte der Mann, der als Bademeister Schaluppke auftritt und im bürgerlichen Leben Robbi Pawlik heißt, mit einem schenkelklopfenden Auftritt mit prolliger Plauze. Er wurde dafür ganz klar mit dem per „Applausometer“ ausgemessenen Publikumspreis des Stuttgarter Besens bedacht. Danach demonstrierte der Comedian Markus Barth seinen mit bissig-ätzenden Bemerkungen versetzten Humor, stellte dabei aber seine Homosexualität etwas zu aufdringlich zur Schau. Der pummelige Hamburger Chris Tall gab danach aus der Perspektive einer jungen Generation den „Pennäler mit Anspruch“. Von der Jury gab’s dafür als Preis den Hölzernen Besen, was so viel wie einem dritten Platz entspricht.

Zum Abschluss der langen Reihe demonstrierte der Östereicher Christof Spörk alpenländisch gefärbten Humor, dem er unter anderem auch mit dem Akkordeon und jodelhaftem Gesang leicht surreale Züge gab. Der Gegenwart rückte er im Renitenztheater mit allerlei witzigen Bemerkungen über den Begriff „Manager“, „Depp“ und „App“ zu Leibe.

Der Jury, die sich unter der Mitwirkung des StZ-Mitarbeiters Rupert Koppold mal wieder zwischen Äpfel und Birnen zu entscheiden hatte, war dies am Ende den Preis des Silbernen Stuttgarter Besens wert.