Auf der Messe Fair handeln in Stuttgart präsentieren Aussteller nachhaltige Produkte – das Angebot reicht von Kleidung bis Kosmetik. Am Freitag war die Theologin Margot Käßmann zu Gast auf der Weltbühne.

Stuttgart - Was sie als besonders verantwortungslos empfindet, kann Margot Käßmann in einem Wort zusammenfassen: „Primark“, sagt sie. Seit wenigen Wochen müsse sie in Berlin auf ihrem Arbeitsweg an der neuen Filiale der britischen Billigmodekette vorbei, in der bald auch in Stuttgart eingekauft werden kann. „Schlimm“, sagt sie.

 

Margot Käßmann, die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist anlässlich der Messe Fair handeln zu Gast in Stuttgart. Auf dem Podium in Halle drei, der Weltbühne, diskutiert sie an diesem Freitagnachmittag mit der SWR-Moderatorin Silke Arning über das Gewissen – „Reformation, Verantwortung und faires Handeln“ ist das Thema.

Politik mit dem Einkaufkorb

Ein Satz, der auf dem Podium häufig fällt, ist ein populärer der Fairtrade-Bewegung: „Politik wird mit dem Einkaufskorb gemacht.“ Nicht, dass sie selbst alles richtig mache, sagt Margot Käßmann. „Doch es gibt Produkte, da ist es sehr einfach verantwortungsbewusst einzukaufen“, sagt sie. Fair gehandelter Kaffee beispielsweise, der zertifiziert in jedem Supermarkt angeboten wird: „Da gibt es dann auch keine Ausrede.“

Gut 150 Aussteller aus elf Ländern präsentieren seit Donnerstag und noch bis Sonntag auf der Messe in Stuttgart fair gehandelte Produkte, wie Kleidung, Nahrungsmittel, Schmuck und vieles andere. Auch der Verein Transfair, der solchen gehandelten Produkten sein Siegel verleiht, hat einen Stand in Halle drei und eine Neuerung zu vermelden: Seit Freitag bekommen auch fair gehandelte Kosmetikartikel das Siegel des Vereins verliehen.

Die Aussteller zeigen, was möglich ist

„Die Menschen haben zunehmend den Wunsch geäußert, auch in anderen Kategorien Produkte zu kennzeichnen“, sagt Dieter Overath, der Geschäftsführer von Transfair. Auch Margot Käßmann vermisst eine deutliche Kennzeichnung von Kleidung: „In dieser Kategorie ist es noch sehr schwierig, verantwortungsbewusst zu handeln.“

Was aber möglich ist, zeigen einige der Aussteller. Es werden Taschen und Kleidung präsentiert, deren Produktionsweise und Herkunft vom Konsumenten genau nachvollzogen werden kann. Etwa von dem Label „3 Freunde“. Die Marke aus Rheinfelden bezieht die Baumwolle für ihre T-Shirts von Bauernkooperativen aus Indien, eine Kooperative, die fairtrade- und biozertifiziert ist.

Am Ende stellt Margot Käßmann klar, dass die Diskussion nicht elitär sein soll. „Nicht jeder kann sich die Mehrkosten für Fairtrade-Produkte leisten“, sagt sie. Doch müsse man sich fragen, wie viel überhaupt nötig sei: „Brauche ich 70 T-Shirts, oder reichen nicht auch drei?“ Die Konsumenten hätten mehr Macht als sie dächten, sind sich Margot Käßmann und Silke Arning am Ende ihres Gesprächs einig und kommen wieder zurück auf den populären Satz: „Politik wird mit dem Einkaufskorb gemacht.“