Ein Wandkalender, gemalt von indischen Mädchen, soll Geld einbringen für die Hilfsprojekte des Inders Samuel Issmer. Sybille Clauss-Eiberger aus Althütte ist seit 30 Jahren mit ihm befreundet und hat dafür gesorgt, dass Weltläden in der Region den Kalender verkaufen.

Althütte - Noch müssen sie auf dem Boden schlafen, die 250 Mädchen, die im Kinderheim Sherman Home im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh leben. Doch das könnte sich bald ändern – dann nämlich, wenn genügend Menschen 12,50 Euro in einen Wandkalender mit fröhlich-bunten Zeichnungen der Kinder investieren und dem Sherman Home so den Kauf von Betten ermöglichen.

 

Der Kalender mit dem Titel „I have a dream – Ich habe einen Traum“ ist das Produkt einer Freundschaft, die seit Jahrzehnten hält, obwohl tausende Kilometer zwischen Sybille Clauss-Eiberger in Althütte und Samuel Issmer in Andhra Pradesh liegen. Sybille Clauss-Eiberger hat den indischen Pädagogen Samuel Issmer dank ihrer Schwester kennen gelernt, die vor vielen Jahren ein freiwilliges soziales Jahr in einem indischen Kinderheim absolvierte. In dieser Einrichtung arbeitete auch Issmer, ein Mann, der in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen ist.

Vom Kuhhirten zum Pädagogen

Ein Missionar und diverse Paten ermöglichten es dem Jungen mit sechs Geschwistern, der zuhause die Kühe hüten musste, eine höhere Schule zu besuchen und in den Vereinigten Staaten Pädagogik und Psychologie zu studieren. „Das hat Samuel Issmer sehr geprägt, dass man ihm eine Chance gegeben hat“, sagt Sybille Clauss-Eiberger. Immer, wenn Issmer nach Deutschland kam, besuchte er ihre Familie und erzählte von seinem 1992 gegründeten Hilfswerk South Asia Council for Community and Children in Crisis (SAC-CCC), das nun 22 Kinderheime und ein Krankenhaus sowie Dorfentwicklungsprojekte stemmt.

Dank Issmers Organisation haben bislang rund 2800 Kinder aus armen Familien, 90 Prozent davon sind Mädchen, einen höheren Schulabschluss geschafft. Samuel Issmers Devise sei „ich kann nicht ganz Indien verändern, aber ein Leben“, erzählt seine deutsche Freundin. Besonders angetan ist die 52-Jährige vom „Kuhprojekt“ des 65 Jahre alten Inders: Frauen bekommen eine trächtige Kuh, deren Milch sie zu Käse verarbeiten und verkaufen können. „Das Geld reicht oft für einen Schulplatz“, sagt Clauss-Eiberger. Zudem stärke das Kleinunternehmertum die Position der Frauen, die bei regelmäßigen Gruppentreffen nicht nur über Käseherstellung und Kuhhaltung, sondern auch über häusliche Gewalt, Erziehung und Pflege sprechen.

Nun wird Tag für Tag gemalt im Kinderheim

Anfang dieses Jahres hat Sybille Clauss-Eiberger erstmals das Sherman Home in Andhra Pradesh besucht und erfahren, dass die Räume renoviert werden sollen. Sie regte an, die Kinder bei der Gestaltung der Wände einzubeziehen – und erntete zunächst fragende Blicke. Dass Kinder malen sei in Indien nicht üblich, erzählt die 52-Jährige – schon gar nicht an die Wand. Doch Samuel Issmer gefiel die Idee. Er lud Sybille Clauss-Eibergers 19-jährige Tochter Irina, die gerne malt und zeichnet und nach dem Abitur ohnehin nach Indien reisen wollte, ein, mit ihrer Freundin Maren Hein ein Malprojekt im Sherman Home ins Leben zu rufen. Im Oktober sind die jungen Frauen mit Tapetenkleister, Walzen, Pinseln und Acrylbinder im Gepäck nach Indien gereist, wo sie bis April leben und arbeiten. Tag für Tag wird nun gemalt im Sherman Home.

Die Mädchen sind mit Feuereifer dabei und, so mailt Irina aus Indien, es gebe echte Talente unter ihnen. Die zwölf „Traum-Bilder“ im Kalender sind der Beweis dafür. Per Expresspost sind die Originale nach Deutschland gekommen, wo der Kalender hergestellt wurde. Auch nach der Abreise der Deutschen weren die Kinder weiter malen, hofft Irinas Mutter: „Vielleicht kann das ja sogar für eines der Mädchen die Zukunft sein.“