Unter dem Hashtag #IchBinKeinFreier sollen Männer erklären, warum sie nicht zu Huren gehen. Bei der Release-Party ihres Nacktkalenders „Kesselsafari“ hat Justyna Koeke für eine neue Kampagne gegen Prostitution geworben.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Öffentlich verdammen will die Performancekünstlerin Justyna Koeke Bordellbesucher nicht. Vielmehr geht es ihr darum, die anderen Männer zu rühmen, die gute Gründe haben, warum sie nicht zu Huren gehen. Unter dem Hashtag #IchBinKeinFreier sammelt die Macherin des Stuttgarter Nacktkalenders „Kesselsafari“ Stimmen gegen käuflichen Sex.

 

„Wir haben schon über 120 Video-Statements von Männern gegen Prostitution“ , hat die Dozentin der Stuttgarter Kunstakademie am Donnerstagabend in der Erotik-Boutique Frau Blum berichtet, wo die Release-Party des Kalenders mit etlichen Nacktmodels sowie mit einem tosend umjubelten Auftritt der wohlgeformten Bourlesque-Tänzerin Raunchy Rita gefeiert worden ist. Neuerdings ist die in Polen aufgewachsene Justyna Koeke häufig mit der Kamera in der Stadt unterwegs, um Männer ganz direkt zu fragen, wie sie es mit käuflichem Sex halten.

Täglich sollen 1,2 Millionen Männer zu Prostituierten gehen

„Viele leugnen ihren Puffbesuch nicht“, verrät die feministische Aktivistin, „doch vor allem junge Männer sind bereit, ihre Abneigung gegen die menschenunwürdige Ausnützung von Frauen zu bekunden.“

In der Debatte um das boomende Sexgeschäft kommen Männer meist als Zuhälter, Menschenhändler oder Freier vor. „Wir wollen eine neue Kultur etablieren“, erklärt die Künstlerin, „wir wollen zeigen, dass moderne, empathische Männer keine Frauen kaufen.“ Ihr ehrgeiziges Ziel ist es, 1,2 Millionen Video-Statements von Männern aus dem gesamten Bundesgebiet ins Netz zu stellen, die versichern, keine sexuelle Dienstleistungen zu kaufen. So viele Männer sollen nach Schätzungen täglich in Deutschland zu einer Hure gehen. In den ersten Videobotschaften erklärt ein Nicht-Bordellgänger etwa, er wolle „die Menschenwürde achten“. Ein anderer sagt, für ihn gehörten Gefühle zum Sex.

Das Argument, auch hässliche Männer sollten die Chance haben, ihre Sexualität ausleben zu können, lässt die Künstlerin nicht gelten. „Und was ist mit Frauen?“, fragt sie, „vielen Frauen wollen genauso gern Sex und haben keine Möglichkeit dazu.“ Der Einwand, etliche Prostituierten hätten ihren Beruf freiwillig gewählt, weist sie zurück: „Das sind höchstens vier Prozent.“ Im Rotlicht dominierten kriminelle Organisationen – und mit ihnen das Verbrechen, Frauen- und Drogenhandel. Jetzt hofft Justyna Koeke auf Männersolidarität und auf eine Erkenntnis, die sich durchsetzen soll: Cooler sind Kerle, die keine Freier sind!