Beim Kanin-Hop-Turnier in Sulzbach an der Murr treten rund 100 Kaninchen aus Deutschland und der Schweiz an. Die Tiere überspringen die Hürden mit mal mehr, mal weniger Motivation.

Sulzbach - Chinchilla hat an diesem Samstagnachmittag keine rechte Lust, sich sportlich zu betätigen: Vor fast jeder der zwölf Hürden, die in der Sulzbacher Festhalle aufgebaut sind, bleibt das Kaninchen sitzen und wartet. Erst ein aufmunterndes Schnalzen seines Frauchens motiviert das Tier zum Sprung über ein Hindernis. Sein Artgenosse Speedy hingegen macht seinem Namen beim 1. Sulzbacher Teufelstein-Cup alle Ehre: Ganz locker nimmt das Kaninchen Hürde für Hürde – in Rekordgeschwindigkeit und ohne einen Stab zu reißen. „Null Fehler in 19,6 Sekunden“, verkündet die Kampfrichterin, die Zuschauer spenden Applaus. Der Hüpfer Speedy und sein Herrchen Joshua haben gute Chancen, beim Kanin-Hop-Turnier (siehe „Hindernislauf für Kaninchen“) in der mittelschweren Klasse auf einem der vorderen Plätze zu landen.

 

Andreas Kottwitz steht am Rand der mit grünem Kunstrasen ausgelegten Hindernisstrecke und klatscht Beifall. „Wenn sie nicht wollen, dann wollen sie nicht“, sagt der Mann, der mit seinem Kaninchen Minnie eigens aus Neustadt in Rheinland-Pfalz zum Turnier gereist ist. Er weiß, wovon er spricht – auch Minnie, knapp zwei Jahre alt, anthrazitgraues Fell und stattliche 6,9 Kilo schwer, hatte für diesen Samstag andere Pläne als Hüpfen. „Sie hat im zweiten Durchgang drei Stangen gerissen – wir werden wohl irgendwo auf Platz 20 landen“, sagt Kottwitz gelassen. Seine Devise: „Das Tier muss Spaß dran haben, und ich hab einen Ausflug.“ Obendrein hätten Turniere, bei denen sich wie in Sulzbach an die 100 Kaninchen treffen, einen weiteren Vorteil, sagt der Rheinland-Pfälzer: „Danach ist die beste Zeit, um zu züchten, denn die Weibchen sind nach so viel männlicher Gesellschaft meist hitzig, also paarungsbereit.“

Noch aber liegen Minnie, Saskia, Kiki und Co. entspannt in ihren Käfigen, die auf der Bühne der Sulzbacher Festhalle stehen, während vor der Bühne die Sulzbacher Kleintierzüchter ihre Zuchtkaninchen und -geflügel präsentieren. Die Hürdenspringer putzen sich, beschnuppern ihre Stallnachbarn durch den Drahtzaun und mümmeln an einer Karotte oder einem Kohlrabiblatt. Kaninchen Delphine hat vor dem Wettkampf eine Mahlzeit aus Heu, Paprika und Karotte vertilgt, nun sitzt das silbergraue Zwergkaninchen auf dem Schoß von Sandra Degen und erholt sich vom Wettkampf. Die nicht einmal ein Kilogramm schwere Delphine ist in der leichten Klasse angetreten, musste also Hoch- und Weitsprünge von 25 Zentimetern meistern. So richtig gut in Form sei ihr Kaninchen an diesem Samstag nicht, sagt die 18-jährige Besitzerin: „Sie war zum ersten Mal mit Hühnern zusammen, daran muss sie sich noch gewöhnen. Und ausgerechnet beim Hindernislauf hat ein Hahn gekräht.“

„Die Kaninchen waren heute allgemein nicht so gut drauf“, sagt Nadine Bernhard, die mit ihrem Mann Kai das Turnier organisiert hat. Für die Familie ist der Tag dennoch gut gelaufen: Sohn Joshua und Speedy landen auf Platz 1 in der mittelschweren Klasse. Mal sehen wie das Duo die nächste große Herausforderung meistert. „2015 fahren wir zu den Europameisterschaften in die Schweiz“, sagt Kai Bernhard.