Kardinal Woelki kommentiert das jüngste Gutachten zum sexuellen Missbrauch und kündigt weitere strenge Reformen an. Derweil formiert sich unter etlichen deutschen Theologen entschiedener Widerstand gegen die römische Glaubenskongregation.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Rainer Maria Kardinal Woelki steht am Dienstmorgen wesentlich gefasster auf der kleinen Bühne im Kölner Maternushaus als noch am vergangenen Donnerstag. Weniger rot im Gesicht, weniger fahrig. Zum einen liegt das wohl daran, dass er jetzt wieder das Verfahren lenkt, lenken muss, wenn ihm das Kölner Bistum und seine Gläubigen nicht noch mehr entgleiten sollen. Fünf Tage hat er Zeit gehabt, die 800 Seiten des Gutachtens der Kanzlei Gercke und Wollschläger zu lesen, die sich mit den sexuellen Übergriffen von Klerikern im Bistum Köln seit Mitte der siebziger Jahre beschäftigt hat und ein „System der Vertuschung“ abbildet, wie es Woelki bereits in der vergangenen Woche während einer kurzen Stellungnahme genannt hat. Persönlich freigesprochen von Pflichtvergehen, sprach er dabei ausdrücklich von seiner „Scham“. Aber vielen reicht das nicht; nicht nach dem, was passiert ist in Köln und Umgebung.