Der Karikaturist Burkhard Mohr zeichnet künftig für die Stuttgarter Zeitung. Er verabscheut Politiker mit makellosen Gesichter.

Digital Desk: Jörg Breithut (jbr)

Königswinter - Burkhard Mohr mag Menschen mit einem Makel. Das erleichtert ihm die Arbeit. Krumme Nase, Doppelkinn oder hängende Augen – in seinen Karikaturen arbeitet Mohr genau die Merkmale heraus, die ein Gesicht einzigartig machen. Seien es die spitze Nase von Angela Merkel oder die hohe Stirn von Wolfgang Schuster: „In jedem Gesicht finde ich einen Ankerpunkt“, sagt der Künstler aus Königswinter bei Bonn, der am liebsten Silvio Berlusconi und Nicolas Sarkozy skizziert. „Die beiden sind so schön koboldhaft.“

 

Von Dienstag an nimmt Burkhard Mohr die Politikergarde für die Stuttgarter Zeitung ins Visier. Seine Karikaturen erscheinen immer montags auf der Titelseite – und auch dann, wenn unser langjähriger Zeichner „Luff“ Urlaub macht. Mohr übernimmt diese Aufgabe von Heiko Sakurai.

Um sich einen Überblick über die politische Lage zu verschaffen, wühlt sich Mohr, der auch als Bildhauer arbeitet, jeden Vormittag durch die Nachrichten. Er blättert etliche Tageszeitungen durch, hört Radio und klickt sich durch die Newsportale im Netz. Meist gären in ihm dabei die ersten Ideen. „Die Masse an Informationen mischt sich in mir zu einem gefährlichen Gebräu zusammen.“ Gefährlich für die Politiker, die er aufs Korn nimmt. Auch wenn Merkel und Co. bei seinen Zeichnungen meist nicht gut wegkommen: an Anrufe von verärgerten Politikern kann er sich nicht erinnern. Ganz im Gegenteil. Teilweise rufen die gezeichneten Politiker an und fragen nach, ob sie die Karikatur kaufen können. Mohr wundert das nicht. „Karikaturen sind eine ganz besondere Form der Adelung“, sagt der Künstler.

„Eine besondere Form der Adelung“

Seine Bilder für die „Frankfurter Allgemeine“, die „Neue Osnabrücker Zeitung“ und die Zeitschrift „Cicero“ haben ihm schon knapp ein Dutzend Preise eingebracht. Im Jahr 2007 gewann er den Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen, vor zwei Jahren sicherte er sich den Europäischen Karikaturenpreis.

Sein Talent, sagt Mohr, habe er von seinem Vater geerbt. Seine Fähigkeiten als Zeichner hat er in jahrelanger Arbeit perfektioniert. Das äußert sich vor allem bei seiner Paradedisziplin: dem Schnellzeichnen. Ihm genügt das Foto eines wildfremden Menschen. Er benötigt weniger als eine Minute, um daraus eine detaillierte Karikatur anzufertigen. Mit allen Makeln.