Eine Gruppe des Mädchengymnasiums St. Agnes gestaltet ein Kreuz für den 102. Katholikentag Ende Mai in Stuttgart. Dieses ist auch mit einer Hoffnung auf Wandel verbunden.

Das Kreuz passt so gerade auf zwei Tische im Kunstraum des Mädchengymnasiums St. Agnes. Man benötigt noch ein bisschen Fantasie, um sich das gesamte Kunstwerk vorstellen zu können. Das fertig gestaltete Kreuz wird nämlich an einem sehr prominenten Platz aufgestellt werden – in der Falkertschule in Stuttgart, wo während des Katholikentags vom 25. bis 29. Mai zahlreiche Veranstaltungen für die Jugend stattfinden werden.

 

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Das Projekt wird von Andrea Neininger von der Schulseelsorge des Dekanats und Bruder Matthias von der Jugendkirche YouCh unterstützt. Sie haben die Gruppe in den bisherigen drei Sitzungen bei der Diskussion begleitet. „Es ging auch darum zu zeigen, dass das Kreuz nicht nur für Leid, sondern auch für Hoffnung steht“, sagt Bruder Mathias vom Orden Salesianer Don Boscos. Andrea Neininger kennt die Mädchen schon länger. Sie hat mit ihnen während der Pandemie bereits Engel gestaltet und sieht es als wichtige Aufgabe an, die Religion mit dem Leben zu verbinden. „Das Engelsprojekt hat mir so gut gefallen, dass ich jetzt wieder dabei bin“, sagt Magdalena.

Kreuz als Symbol für Gemeinsamkeit

Das Kreuz wird aber nicht nur beim Katholikentag zu bewundern sein, sondern bekommt davor schon einen Platz in der „Ausstellung Kreuzweg der Jugend“ in der Jugendkirche YouCh im Stuttgarter Osten. Leonie und Elisabeth bestreichen den weißen Untergrund gerade mit hellblauer Farbe. Hellblau steht für den Himmel und passt auch sehr gut zu grün, denn vom Sockel heraus soll auch eine Ranke nach oben wachsen. Der wird gerade in einer anderen Ecke des Raumes bearbeitet. Insgesamt 25 Stunden und vier Nachmittage haben die Mädchen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren in das Projekt investiert. Ihr Kunstlehrer Rüdiger Penzkofer hat dabei nur begleitend drauf geschaut. „Am Anfang hatte jede zur Gestaltung eine andere Haltung gehabt. Die Mädchen mussten sich erst finden“, sagt der Pädagoge. Am Ende sei ein gemeinsames Statement entstanden: das ist unser Kreuz, dahinter stehen wir. Penzkofer gefällt vor allem auch die Botschaft, die das ausgearbeitete Werk transportieren wird: Es steht vor allem für Vielfalt und Gemeinsamkeit.

Inspiration von Michelangelo

Das spiegelt sich gleich in zwei Segmenten wider: Das Kreuz wird von einer weißen und einer dunklen Hand umarmt, die sich vorne halten. „Ein bisschen haben wir uns da von Michelangelo inspirieren lassen“, sagt Leonie. Die beiden Hände stehen für Weltoffenheit, die People of Colour. Der in grau gehaltene Sockel wird von einer Menschenketten-Silhouette in bunten Farben im Zeichen der Pride Flag, der Regenbogenflagge, umrahmt. „Wir setzen bewusst auf dieses Symbol, um zu zeigen, dass die Kirche für Diversität steht“, sagt Elisabeth. Überhaupt setzen sich die Schülerinnen auch kritisch mit ihrer Kirche auseinander. Lena aus Marbach, die auch Ministrantin ist, hoffe, dass vom Katholikentag entscheidende Impulse ausgehen, dass ihre Kirche sich wandelt. „Es kann nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer Sexualität ausgeschlossen werden“, sagt sie.

Motto des Treffens: Leben teilen

Der 102. Katholikentag steht unter dem Motto „Leben teilen“ und soll ein Ort des Austauschs, des Zusammentreffens, der konstruktiven Diskussionen über kirchliche, politische und gesamtgesellschaftliche Themen und des gemeinsamen Gebets sein. 1700 Veranstaltungen wird es an den fünf Tagen geben. Das Mädchengymnasium wird sich aber nicht nur mit dem Kreuz in die Veranstaltung einbringen. „Wir werden das Leitwort auch in der Schule aufgreifen und uns mit Themen wie Klimaschutz, kritischer Konsum, Sharing-Kultur und dem Zusammenleben auseinandersetzen“, sagt die Franziskanerschwester Ina Franziska. Zudem wird das Fair-Trade-Café der Schule ein Treffpunkt für die Besucher werden.