Vor einem Jahr ist ein Steg am Katzenbachsee gesperrt worden. Ob es einen Neubau gibt, ist unklar. Es geht um das richtige Holz, Zuständigkeiten und das neue Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Büsnau/S-West - Für manch einen ist es ein Ärgernis: Ziemlich genau seit einem Jahr ist die Brücke südlich des Katzenbachsees bei Stuttgart-Vaihingen nicht mehr passierbar. Wer von dem kleinen Gewässer kommend auf den ehemaligen Trimm-Dich-Pfad in Richtung der Patch Baracks läuft und dann nach links in den kleinen Weg einbiegt, landet in einer Sackgasse.

 

Ein Kaltentaler Bürger, der dort regelmäßig zum Joggen unterwegs ist, hat bereits vor langem eine Gelbe Karte an die Stadtverwaltung geschrieben. In der Antwort habe es geheißen, dass das richtige Holz fehle, um die Brücke zu sanieren.

Als sich über Monate hinweg nichts tat, hakte der Mann noch einmal bei der Stadt nach – und erhielt eine abenteuerliche Reaktion, wie er sagt. Statt auf mangelndes Holz verwies das Forstamt nun auf die ungeklärte Zuständigkeit. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Im Bereich des Katzenbachsees gibt es mehrere Waldbesitzende. Die Brücke ist ein Teil eines Sportpfades. Durch die Forstreform beziehungsweise durch mehrere Waldbesitzende gibt es Unstimmigkeiten über die Zuständigkeit des Sportpfades. Aktuell befindet sich dies in Klärung.“ Darüber hinaus verweist die Verwaltung auf das neue Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald. In diesem Zusammenhang werde auch die Besucherlenkung überdacht.

Waldbesucher hätten die Verbotsschilder ignoriert

Bei einer Regelkontrolle im April 2020 seien an der Brücke Sicherheitsmängel festgestellt worden, erklärt Anna Sendler von der städtischen Pressestelle. Die Dielen und das Geländer seien nicht mehr standsicher und ein risikofreies begehen der Brücke daher nicht mehr gewährleistet gewesen. „Deshalb musste die Brücke abgesperrt werden. Dazu wurden Bauzäune vor Ort verankert. Zudem wurden Hinweisschilder angebracht, die davor warnen, die Brücke zu betreten“, sagt Anna Sendler. Doch Waldbesucher hätten die Bauzäune wiederholt auf die Seite gezogen. „Daher mussten die Dielen und das Geländer bis auf die Grundpfeiler zurückgebaut werden, um zu verhindern, dass die Brücke weiterhin betreten wird“, so Sendler.

Ob und wenn ja, wann es eine neue Brücke geben wird, ist derzeit völlig ungewiss. Der Weg zur Brücke sei nicht mehr als ein Trampelpfad, wie es ihn in den Stuttgarter Wäldern sehr häufig gebe, erklärt Sendler. Die Brücke sei in den 1970er Jahren gebaut worden. Zu dieser Zeit seien viele Erholungseinrichtungen wie Grillstätten, Ruhebänke und Trimm-Dich-Pfade im Wald angelegt worden. Seit 2015 allerdings sei das Gebiet, in dem sich die Brücke befinde, geschützt. Es sei Teil des Fauna-Flora-Habitats Glemswald und Stuttgarter Bucht, sagt die Mitarbeiterin der Stuttgarter Pressestelle. In einem solchen Gebiet gehe es darum, Tiere und Pflanzen sowie deren Lebensräume zu schützen und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern.

Worum es in dem neuen Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald geht

Um das zu tun, und um für mehr Rücksichtnahme im Wald zu werben, möchte die Stadt in Kooperation mit verschiedenen Akteuren ein Freizeitkonzept für den Stuttgarter Wald entwickeln. Die Arbeit begann im vergangenen Dezember mit einem digitalen Treffen. Mit am derzeit noch virtuellen Tisch sitzen neben Vertretern der Stadt, Naturschützer, Mountainbiker, Jogger, Waldbesitzer, Förster und Jäger. Die Kampagne ist bereits sichtbar, denn seit Kurzem hängen in den Stuttgarter Waldgebieten 80 große Banner, die für mehr Rücksicht werben. Geplant ist aber auch ein neues Lenkungskonzept für Waldbesucher. Dafür werden unter anderem Wege für Fußgänger und Radfahren-de „auf Basis geltender Rechtslage neu bewertet“, sagt Anna Sendler. Auch die Brücke südlich des Katzenbachsees werde Teil dieses Verfahrens sein. Daher könne derzeit keine Aussage zu einem Neubau getroffen werden.