Der Kreistag in Heilbronn hat sich am Montagnachmittag klar für die vermutlich kostengünstigste Route der angedachten Bottwartalbahn ausgesprochen. Damit ist die Verbindung über Abstatt aus dem Rennen.

Neckarwestheim selbst wird zwar nicht an einer neuen direkten Stadtbahnstrecke zwischen Marbach und Heilbronn liegen, entpuppt sich aber mehr und mehr zu einem Schicksalsort für die Reaktivierung der vor Jahrzehnten stillgelegten Verbindung. Im Sommer waren hier, auf neutralem Grund, in der Reblandhalle die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie präsentiert worden, die gleich vier Varianten eine auskömmliche Wirtschaftlichkeit attestiert hatte. An selber Stelle beschloss der Heilbronner Kreistag am Montag nun, welche Option detailliert untersucht werden soll. Das Gremium sprach sich mit einer klaren Mehrheit von nur sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung für die vermutlich kostengünstigste Verbindung aus: die historische Route über Ilsfeld und Talheim weiter bis Heilbronn.

 

Aus dem Rennen ist damit nach der Kampfabstimmung die kürzeste Strecke über Abstatt entlang der Autobahn und Untergruppenbach. Schon zuvor waren aus finanziellen Gründen und wegen der schwierigen infrastrukturellen Umsetzbarkeit die beiden weiteren denkbaren Untervarianten des Abstatt-Astes ausgesiebt worden: zum einen die Trasse mit direkter Andienung von Bosch sowie die Linienführung mit einem zusätzlichen Schlenker über Flein.

Für den Landkreis Ludwigsburg war schon zuvor unstrittig, in welchen Kommunen die Stadtbahn einen Halt machen sollte. Die Strecke wird sich, so sie tatsächlich kommt, am Verlauf der alten Bottwartalbahn orientieren und von Marbach über Murr, Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld nach Beilstein führen, wo der Landkreis Heilbronn beginnt.

„Mit dieser Entscheidung schafft der Kreistag nun Klarheit für das weitere Vorgehen“, wird der Landrat Norbert Heuser in einer Mitteilung des Landratsamtes zitiert. Er hatte im Vorfeld bewusst keine Empfehlung gegeben. „Beide Hauptvarianten hatten Argumente auf ihrer Seite, die in ihren Kriterien und Gesichtspunkten aber so unterschiedlich waren, dass es nur eine politische Entscheidung unseres Hauptorgans geben konnte.“ Letztlich habe sich nun die historische Trasse mit den vermutlich geringsten Gesamtkosten und dem besten Kosten-Nutzen-Quotienten gegen die Variante mit der kürzesten Strecke und der größeren Nähe zu zwei großen Unternehmensstandorten im Landkreis durchgesetzt.

Kommunen ohne Stadtbahn sollen bei Busverbindungen eine besondere Rolle spielen

Mit der Entscheidung des Kreistages kann das Landratsamt Heilbronn nun mit dem Landratsamt Ludwigsburg die Vorplanungen für die historische Trasse vertiefen, die favorisierte Variante bei den Zuwendungsgebern anmelden und die Voruntersuchungen für ein Standardisiertes Bewertungsverfahren starten. Die Kosten für das Planungsverfahren werden voraussichtlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Mit einer Inbetriebnahme ist nicht vor Mitte der 2030er-Jahre zu rechnen.

„Die Kreistagsentscheidung wird verkehrsplanerisch aber keinen Nachteil für die Menschen haben, deren Kommunen im kommenden Jahrzehnt nicht von der Stadtbahn angefahren werden“, betont Landrat Heuser und verweist auf den Nahverkehrsplan, der in Kürze neu aufgestellt werde. Dabei würden die Kommunen ohne Stadtbahn beim Ausbau von Busverbindungen eine besondere Rolle spielen.