Die Fans des VfB Stuttgart wirkten vor dem Spiel gegen den FC Augsburg alles andere als ängstlich, die Stimmung war ruhig beim ersten Spiel nach der terrorbedingten Absage des Länderspiels in Hannover.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Eine Stunde vor Spielbeginn fliegen sie vor der VfB-Arena zwischen den Fußballfans durch die Luft: lauter riesige Seifenblasen - es ist ein zauberhafter Anblick. „Make bubbles not bombs“ haben die beiden Clowns Fronella (Veronika Karger) und Klausi Klücklich (Klaus Schirott) als Botschaft auf ein Schild geschrieben. Sicher hätten einige Fans ein mulmiges Gefühl, heute in ein Stadion zu gehen, glaubt Veronika Karger. „Wir wollen ihnen die Angst nehmen“, sagt die Schweizer Künstlerin. Doch ängstlich wirken die Fans an diesem Samstagnachmittag nicht. Die Stimmung am Neckarpark ist ruhig am ersten Spieltag des VfB Stuttgart nach den Anschlägen in Paris und der Absage des Länderspiels in Hannover.

 

„Ich fühle mich wunderbar. Die einzige Angst, die ich habe, ist, dass Augsburg heute gewinnt“, drückt es ein VfB-Fan aus. „Wir wollen ein spannendes Spiel sehen - wir haben keine Angst vor Terror“, sagt auch der Familienvater Iksan Cura, der mit Frau, zwei Töchtern und einem Sohn (alle drei spielen Fußball) nach Stuttgart gekommen ist. An diesem Tag nicht zum VfB-Spiel zu fahren sei nicht in Frage gekommen. Mit 130 Leuten seien sie angereist - allesamt Mitglieder eines Waiblinger Fußballclubs, darunter viele Kinder. Der gemeinsame Stadionbesuch ist ein Höhepunkt für den Verein. Für die einen ist dieser Samstag also ein ganz besonderer Samstag, für andere ist er Routine. „Das ist für mich ein Spiel wie jedes andere auch“, meint der Fan Peter Geiger, der mit seiner Frau Andrea mit der Bahn aus Holzgerlingen gekommen ist - beide sind sie seit vielen Jahren Fan der Roten. Die U-Bahn sei voll wie immer gewesen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Leute deshalb nicht kommen.“ Sie selbst sind allerdings an diesem Samstag früher als sonst zu Hause aufgebrochen. Eine Stunde eher ist das Ehepaar angereist - wegen der verschärften Sicherheitskontrollen.

Polizei spricht von Routineeinsatz

Alle Besucher werden an den Eingängen abgetastet - bereits vor dem Einlass statt wie sonst üblich hinter dem Eingang. Der Ablauf verzögert sich und das Spiel wird eine Viertelstunde später angepfiffen. Die deutlich verstärkten Kontrollen seien aber laut VfB Stuttgart nicht der Grund dafür, dass das Spiel fünfzehn Minuten später angepfiffen wird, sondern die Verkehrslage. Wegen einer Demonstration sind die Zufahrtswege verstopft, so dass viele Fans spät beim Stadion ankommen. "Es gab keine besonderen Vorkommnisse, alles hat reibungslos funktioniert", sagt VfB-Sprecher Tobias Herwerth nach Spielende zum Thema Sicherheit.

Die Polizei ist laut Polizeivizepräsident Norbert Walz mit der üblichen Mannschaftsstärke rund ums Stadion vor Ort. Allerdings werde „sicher die eine oder andere Kontrolle mehr“ als üblich vorgenommen. Die Zufahrt in die Mercedesstraße von der Talstraße kommend hat die Polizei gesperrt. Vom Mercedes-Benz-Museum aus ist die Zufahrt ins Parkhaus gegenüber vom Stadion aber möglich - ein Teil der Wagen wird von Beamten kontrolliert. Einer der Beamten hat ein Maschinengewehr dabei.

Diese Art der Bewaffnung ist aber laut Polizeipressesprecher Stefan Keilbach von der Einsatzleitung nicht gewünscht. Fans berichten, am S-Bahnhof Sprengstoffspürhunde gesehen zu haben. „Die Bundespolizei hat immer Hunde im Einsatz“, sagt dazu Polizeivizepräsident Walz vor Spielbeginn. „Die Lage ist ruhig, es ist ein routinemäßiger Einsatz“, so Walz. Sicherlich bestehe eine ernstzunehmende Bedrohungssituation in Deutschland, aber das habe auch schon vorher gegolten - vor Paris. „Es ist wichtig, dass wir zur Normalität zurückfinden.“

Die VfB-Fans im Stadion haben hierfür den Anfang gemacht - die Stimmung nach Abpfiff ist trotzdem gedrückter als vor Spielbeginn. Das liegt dann allerdings am Spielergebnis. „Es ist einfach nur traurig“, kommentiert der VfB-Fan Michael Votteler das 0:4. „Mal wieder ein Wochenende in den Sand gesetzt.“