Der Vorsitzende der Liberalen muss darauf verzichten, sich am Tag nach der Wahl im Glanz des neuen Helden und alten Quertreibers zu sonnen.

Berlin - Nein, neben FDP-Chef Philipp Rösler will sich Wolfgang Kubicki am Tag nach seinem grandiosen Wahlerfolg in Schleswig-Holstein nicht blicken lassen. Der eigenwillige Spitzenkandidat lässt seinen mindestens ebenso eigenwilligen Landsmann Jürgen Koppelin nach den Gremiensitzungen der Partei eine ebenso einleuchtende wie brüskierende Begründung ausrichten: „Er schläft seinen Rausch aus“, sagt Koppelin. Kubicki, der alte Quertreiber und neue Star der FDP, hatte ganz offenkundig keine Lust, seinen Erfolg mit Rösler zu teilen. Denn eigentlich ist es in allen Parteien für Spitzenkandidaten übliche Praxis, sich am Tag nach der Wahl neben dem Parteichef zu präsentieren. Rösler hätte es gut getan, wenn ein wenig Glanz des Wahlgewinners auf ihn abgestrahlt hätte. Aber so kalauert neben ihm statt Kubicki der schrullige Ehrenvorsitzende Koppelin vor sich hin. Der Landesvorsitzende Heiner Garg sagt auch etwas, aber der ist im Machtgefüge der Nord-FDP nicht weiter relevant. Es ist deshalb auch nicht entscheidend, dass er eine Ampel-Koalition ausschließt.

 

Kubicki, der große Zampano, den sie alle in den höchsten Tönen loben, ist nicht da, weil er es vorzieht, Promille ab- statt Rösler aufzubauen. Es ist dies eine weitere Demütigung des weitgehend isolierten Parteichefs. Der aber macht weiter, als wäre nichts geschehen. Als würde nicht längst hinter seinem Rücken über sein unwürdiges Siechtum bis zu jener Phase verhandelt, in der die FDP über ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl befinden muss. Spätestens dann, so die verbreitete Einschätzung in der FDP, müsse Rösler weg.

Der hält derlei Gerüchte für „substanzlos“. Schleswig-Holstein sei für ihn „ein gutes Ergebnis, weil es für die Bundespartei eine Bestätigung ihres Kurses ist“. Auch er fühle sich gestärkt. Rösler will aber gar nicht bestreiten, dass Kubicki der Star ist: „Das ist unbestritten sein Verdienst, sein Wahlerfolg“. Kubicki dokumentiert mit seiner Absenz, dass er das genauso sieht.