Was im Keller Klub in Stuttgart passiert ist, bleibt im Keller Klub? Heute nicht. Carlos Coelho, der den Laden zwölf Jahre lang betrieben hat, hat für uns sein Archiv geöffnet. Die Ära des Clubs endet am Samstag, wenn dort zum letzten Mal getanzt wird.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Über manche Dinge, die folgen, konnte nur gesprochen werden, weil Gras über die Sachen gewachsen ist. Carlos Coelho, ein Urgestein des Stuttgarter Nachtlebens, hat sich zwar aus den Geschäften des Keller Klubs, in dem am Samstag ein letztes Mal getanzt wird, zurückgezogen. Aber vergessen hat er die zwölf Jahre, in denen er dort wirkte, nicht – und unserer Redaktion „Beweisfotos“ zur Verfügung gestellt, die mit der Keller-Klub-Kamera geschossen wurden.

 

Wer bei der allerersten „Stuttgart Kaputtraven“-Party im Keller Klub dabei und zufällig eine Frau war, hatte Pech. „Da hat sich eine Eigendynamik entwickelt“, sagt Coelho, „unsere weiblichen Bedienungen haben sich Backstage aus Gaffa-Klebeband ,Tops’ gemacht und waren abgesehen davon obenrum unbekleidet.“ Sie haben eigenmächtig entschieden, an diesem Abend nur noch Männer zu bedienen.

Was aber nicht die einzige denkwürdige Erfahrung ist, die Coelho mit seinen Mitarbeitern gemacht hat. „Als ich mal in den Laden kam, fand ich Reifenspuren auf der Tanzfläche.“ Nach Feierabend, sagt der Clubbetreiber, hatten seine Mitarbeiter die Idee für hervorragend befunden, einen Roller in den Keller Klub zu schaffen und mit diesem Burnouts mit quietschenden Reifen zu machen. „Sie haben das auch noch mit unserer Club-Kamera fotografiert“, sagt Coelho.

Mit Frischhaltefolie eingewickelt, Bärte gemalt

Aber auch die Gäste haben reichlich Stoff für Coelhos Anekdotenbüchle geliefert. „Die Eingeschlafenen, die wir mit Frischhaltefolie eingewickelt und ihnen Bärte gemalt haben“, zum Beispiel. Eine Praxis, die irgendwann überhand zu nehmen drohte und darum von den Inhabern gestoppt wurde. Oder ein Typ, der mit dem Zigarettenschränkchen des Clubs unterm Arm aus dem Keller marschieren wollte und von Coelho nach dessen Erinnerung mit folgenden Worten gestoppt wurde: „Wenn ich mir Dein Gesicht merken könnte, würde ich Dir Hausverbot erteilen.“

Dann gibt es selbstverständlich noch die Bands und Künstler, die im Keller Klub gespielt haben – viele noch, bevor sie richtig bekannt wurden. Der Schweizer Songwriter Bonaparte mit Band etwa. „Die hatten Angst, das Publikum überrennt sie“, sagt Coelho. Passiert ist nichts – außer, dass die Clubbetreiber nach dem Konzert noch mit den Musikern in der Karaokebar Magnus verhockt sind. Eine gelebte Nähe zwischen Veranstaltern und Künstlern, wie sie auf größeren Bühnen unüblich geworden ist.

Jetzt neigt sich die Ära des Keller Klubs dem Ende zu. Das Haus am Rotebühlplatz soll abgerissen werden, es heißt, ein Hotel sei dort geplant. Nach einer Fristverlängerung heißt es jetzt Ende Januar: Abschied nehmen.

Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie!