Frohe Botschaft für Lokalpatrioten: einst verschwundene Kfz-Kennzeichen kehren womöglich zurück. Jetzt entscheidet ein Ausschuss.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Stuttgart - "Das ist ein bürgerfreundlicher Beschluss, aber noch längst nicht die Entscheidung." So kommentiert der Heilbronner Professor Ralf Bochert das mehrheitliche Votum der Verkehrsministerkonferenz, einst abgeschaffte Autokennzeichen wieder einzuführen. Bochert zählt zu den Befürwortern der alten Ortskürzel, die oft Gebietsreformen zum Opfer gefallen sind - auch wenn er dies nicht so formulieren mag. Vor allem aber ist der Volkswirtschaftler ein unbestrittener Fachmann auf diesem Gebiet. Seit einem Jahr hat er Vor- und Nachteile einer möglichen Renaissance der Schilder untersucht und mit seinem Team bundesweit Bürger dazu befragt. In mittlerweile 90 Städten unter rund 18.000 Befragten war dabei das Stimmungsbild eindeutig: 73 Prozent wünschen sich die früheren Buchstabenkombinationen zurück. "Besonders im Westen sind auch Junge dafür", berichtet Bochert. Es gehe also nicht bloß um Nostalgie, sondern um Identität und Stadtmarketing.

 

Solche Mehrheiten und der Einsatz mancher Kommune - im Südwesten gibt es eine Erklärung mehrerer Rathauschefs - haben auch die in Potsdam bis Donnerstag tagenden Verkehrsminister beeindruckt. Sie sprechen sich dafür aus, dass der Autofahrer selbst entscheiden soll, ob er die neue oder alte Buchstabenkombination nutzt. Besonders Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hatten sich dafür starkgemacht. Die Menschen sollten ihre Heimatverbundenheit so ausdrücken können, sagt der sächsische Minister Sven Morlok (FDP). Kommt jemand aus Plauen, kann er nun hoffen, bald nicht mehr mit dem ungeliebten V (Vogtland) herumzufahren, sondern wieder mit "PL". In der Region Stuttgart könnte Nürtingen zum "NT" zurückkehren, die Stadt ist sich aber nicht sicher, ob sie das wirklich will. Insgesamt wären 300 Altkennzeichen zu vergeben.

Erst entscheidet der Bundesrat, dann jedes Land für sich

Bis dahin ist es aber noch weit. Zwar zeigt sich der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) offen für die Reform, doch es gibt auch Widerstand. Der Deutsche Landkreistag will von solcher "Kleinstaaterei" nichts wissen. Nun ist es erst an einem Bund-Länder-Fachausschuss, eine rechtliche Lösung zu finden. Hernach hätte der Bundesrat einer Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung zuzustimmen. Und schließlich könnte jedes Bundesland noch für sich selbst über diese Traditionspflege entscheiden. Die schwarz-gelbe Regierung in Baden-Württemberg stand dem Vorhaben jedenfalls skeptisch gegenüber. Und Grün-Rot dürfte gerade mit wichtigeren Verkehrsfragen ausgelastet sein.