Der HV Stuttgarter Kickers steht im Halbfinale des württembergischen Handball-Pokals. Allerdings soll es auch finanzielle Probleme geben.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Der HV Stuttgarter Kickers ist zurzeit in der Handballszene in aller Munde – nicht nur positiv. Denn das liegt weniger an seinem Auftritt im Halbfinale des württembergischen Pokalwettbewerbs am Sonntag (13 Uhr) in der heimischen Scharrena gegen den Drittligakonkurrenten TSB Horkheim, sondern vielmehr an seiner ungewissen Zukunft. Die Gerüchteküche brodelt gewaltig.

 

Die neusten Spekulationen reichen von einem bevorstehenden Ausstieg des mächtigen Präsidenten Jürgen Hollenbach als Macher bis hin zu seinem kompletten Rückzug – also auch seiner Abkehr als Mäzen. Und wie sieht der Vordenker, der vor 14 Jahren den Aufstieg des HV Stuttgarter Kickers aus der Unterklassigkeit in Angriff genommen hat, seine Zukunft? „Dazu möchte ich momentan keinen Kommentar abgeben“, sagt der Immobilienunternehmer, dessen Hausverwaltungsfirma 287 Objekte im Großraum Stuttgart betreut.

In den vergangenen Jahren war meist der Etat des HV Kickers das Hauptthema. „Es ist es immer schön, wenn spekuliert wird, dann ist man im Gespräch“, hat Jürgen Hollenbach einmal gesagt, der das Budget für diese Runde mit 400 000 Euro angab. Mittlerweile nerven den Mann, der den Handball in Stuttgart in diesem Jahrtausend wie kein anderer gefördert hat, die ständigen Diskussion eher – inzwischen dreht sich das Gemunkel vor allem um finanzielle Verfehlungen und Probleme.

„Die Zahlungsmoral ist schlecht, Vereinbarungen werden nicht eingehalten“, heißt es auch aus Vereinskreisen. Demnach ist der Club mit den Spielergehältern zurzeit teilweise drei Monate hinterher. Die Stimmung in der Mannschaft soll deshalb nicht die beste sein, die ausstehenden Zuwendungen dafür das bestimmende Thema in der Kabine: „Es wurde in den vergangenen Jahren offenbar mit zu viel Geld um sich geworfen, jetzt kommt die Quittung.“

Trainer Mike Wolz will nur sportliche Themen erörtern

Der Stuttgarter Trainer Mike Wolz kann „selbst keine Beanstandungen machen“ und findet finanzielle Fragen „nicht das richtige Thema in der Vorbereitung auf ein Final Four“. Er will deshalb nur sportliche Themen erörtern. „Wir haben uns stabilisiert und vier der letzten fünf Spiele gewonnen, haben also in der Entwicklung einen kleinen Schritt nach vorne gemacht“, sagt Mike Wolz. Den Klassenverbleib in der dritten Liga hat der HV Stuttgarter Kickers als Tabellenzehnter mit 23:25 Punkten mittlerweile so gut wie sicher, auch wenn Hollenbach als Vorgabe einen Platz zwischen drei und sechs ausgegeben hatte.

Ebenso wahrscheinlich wie der Nichtabstieg ist der Auszug des Clubs aus der Scharrena zum Saisonende (die StZ berichtete). Die Auftritte in der Halle für 2000 Zuschauer sind bei einem Aufkommen von lediglich rund 300 Besuchern im Durchschnitt alles andere als rentabel. Ursprünglich sollte auch der Frauen-Erstligist SG Kickers/Sindelfingen dort spielen. Aber nach der finanziellen Rettung durch Jürgen Hollenbach folgte doch noch die Insolvenz.

Die Personalplanung des Drittligisten für die nächste Saison ist indes schon weit vorangeschritten. Nach Matthias Briem und Michael Hackius (beide zum Landesligisten KSV Unterensingen) hat auch Philipp Schöbinger seinen Abschied zum Saisonende verkündet, der Kreisläufer wechselt zum Ligakonkurrenten TSV Neuhausen/Filder. Der Torhüter Timo Rapp hört berufsbedingt auf. Fast alle anderen Akteure sind noch über diese Runde hinaus gebunden. Als Zugänge stehen Alexander Heib vom Zweitligisten TV Bittenfeld und das 18-jährige Torwarttalent Felix Beutel (Frisch Auf Göppingen II) fest.

Der Linkshänder Tim Zulauf ist bereits vor Kurzem dazugestoßen. Ihm könnte am Sonntag ein tragende Rolle zufallen, da Sebastian Seitner (Weisheitszahn-OP) ausfallen dürfte. „Wir sind gegen die Horkheimer ein bisschen der Außenseiter“, sagt Mike Wolz vor dem Duell mit dem Tabellenzweiten der dritten Liga.