Betreuer verzweifelt gesucht: Die privaten element-i-Kinderhäuser in Stuttgart bitten Eltern bei der Suche nach Aushilfskräften um Unterstützung.

Stuttgart - Die Fachkräftesituation bei den Erzieherinnen macht allen Kitaträgern zu schaffen. Der private Träger der element-i-Kinderhäuser schildert sie als so dramatisch, dass man sofort Konsequenzen ziehen müsse. Kurz vor Ostern erfuhren die Eltern, dass die bisherige Öffnungszeit von zehn oder elf Stunden am Tag nicht mehr gewährleistet werden könne. „Wir konnten in einzelnen Kitas den Personalschlüssel nicht mehr sichern“, sagt Waltraud Weegmann, die Geschäftsführerin von Konzept-e für Bildung und Betreuung gGmbH. Der Träger betreibt in Stuttgart sechs öffentliche und zehn Betriebskitas mit insgesamt 1300 Plätzen. Von 13. April an könne der Träger eine Betreuung mit Fachkräften nur noch in der neu definierten Kernöffnungszeit zusichern. Die dauert je nach Einrichtung mal von 9 bis 16 Uhr, mal von 8 bis 17 Uhr.

 

Vor allem die Randzeiten bereiten Probleme

Und die sogenannten Randzeiten? Können mal von 8 bis 9 Uhr und von 16 bis 17 Uhr dauern, aber auch mal von 17 bis 18 Uhr, je nach Einrichtung. Und natürlich auch nur dann, wenn sich dafür überhaupt genügend Personal findet. Doch dies sei schwierig geworden, der Markt sei leer gefegt. „Wir würden uns freuen, wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis geeignete Personen auf uns aufmerksam machen würden und wir dadurch viele zusätzliche BetreuerInnen gewinnen würden, die die Betreuung in den Randzeiten sicherstellen können“, schreibt Weegmann beispielsweise den Eltern im Kinderhaus Junges Gemüse in Vaihingen. Auch Studenten oder Rentner seien willkommen, gerne mit pädagogischer Erfahrung. Vom neuen Kindergartenjahr an werde man Eltern, die die Randzeiten in Anspruch nähmen, zudem 50 Euro zusätzlich berechnen.

Die Botschaft erfreute die Elternschaft nicht. Gerade wegen der vergleichsweise langen Öffnungszeiten habe man sich doch für diese Einrichtung entschieden, sagt eine Mutter, die wie ihr Partner voll berufstätig ist und ihr Kind um 7.30 Uhr bringt und um 17 Uhr holt. „Wenn die Betreuungszeiten nicht verlässlich sind, wäre das ein Problem“, meint sie. Außerdem wolle sie die Menschen, die ihr Kind betreuten, auch kennen – „es ist auch eine Vertrauenssache“. Die Elternbeirätin eines anderen element-i-Kinderhauses kritisiert neben der veränderten Öffnungszeit auch die hohe Fluktuation beim Personal, das offenbar nur für ein Jahr befristet eingestellt werde.

Fünf Prozent der Stellen sind unbesetzt

Dies, so bestätigt Weegmann, gelte insbesondere, „weil wir viele Berufsanfänger haben – die werden zum Teil ganz eng betreut“. Bei ihnen müsse man „erst sehen, wie sie sich entwickeln: die müssen in dem ersten Jahr wahnsinnig viel lernen“. Einige habe man nach einem Jahr nicht übernehmen können. Akuter Grund für die Entscheidung, die Betreuung in Kern- und Randzeiten zu gliedern, sei eine große Schwangerschaftswelle im Februar gewesen. „Jede Schwangerschaft bedroht den Personalbestand, weil der Markt leer gefegt ist“, sagt Weegmann. Derzeit seien rund fünf Prozent der Stellen nicht besetzt.