Wo gibt es Pinguine auf der Bühne oder ein blaues Pferd auf der Leinwand? Richtig: Im Theater oder in einer Galerie. Das haben Kinder aus 40 Kindertagesstätten beim 1. Kinder-Kunst-Tag Baden-Württemberg in Stuttgart, Karlsruhe und Schwetzingen gelernt.

Stuttgart - Schätze der Malerei, Tanzkunst oder altersgemäßes Theater sind für Kinder in der Stadt stets greifbar. Aber kennen sie die Angebote auch? Am Donnerstag haben 17 Kulturinstitutionen in drei Städten kostenlose Angebote für Kindertagesstätten gemacht. 450 Kita-Kinder sind gekommen.

 

Die 15 Jungen und Mädchen, die in einem Hinterhof in der Hohenheimer Straße geduldig auf Einlass ins Studio-Theater warten, wissen selbstverständlich nichts von dem so genannten 1. Kinder-Kunst-Tag Baden-Württemberg. Er ist von der Elementi-Bildungsstiftung mit Sitz in Stuttgart ins Leben gerufen worden, um Kindern kulturelle Impulse zu geben. Das Junge Ensemble Stuttgart, das Junge Schloss, das Staatstheater und die Staatsgalerie, die Stadtbibliothek, das Linden- und das Kunstmuseum, das Radio-Sinfonieorchester des SWR, die Stuttgarter Philharmoniker, die Musikschule und die Volkshochschule Stuttgart haben sich daran beteiligt, darüber hinaus vier weitere Einrichtungen in Karlsruhe und Schwetzingen.

Die Tür zum Kindertheater Kruschteltunnel hat sich inzwischen geöffnet, neugierig, aber vorsichtig betreten die Kleinen das halbdunkle Kleintheater. „Wer keine Angst hat, darf in die erste Reihe sitzen!“, ruft eine Erzieherin. „Ich“, „Ich“, „Ich“, kommt es aus vielen Kehlen zurück. Ob das so bleibt? Das Licht wird schwach, der Wind heult, aus weißen Bühnenaufbauten wird unwirtliche Antarktis. Doch da kommen drei Pinguine angewatschelt, necken, streiten und balgen sich. Darüber müssen alle kräftig lachen, und mit Spannung verfolgen die Kinder eine Stunde lang, ob sich alle drei Pinguine vor der Sintflut retten können und wie sie die Frage beantworten: „Sieht Gott wirklich alles?“

Kinder-Kunst-Tag baut Hürden ab

„An der Arche um acht“ heißt das Stück nach einem Kinderbuch von Ulrich Hub, das Esther Bernhardt, die Leiterin des Studio-Theaters und die Schauspieler für diesen Vormittag ausgesucht haben. „Anschließend dürfen die Kinder mit unserer Theaterpädagogin improvisieren und über ihre Eindrücke reden“, sagt sie. Ähnliches kennen die Kinder schon aus der Betriebskindertagesstätte FrechDax der LBBW: Drei bis vier Mal pro Woche kommt Laura Pletzer, eine Theaterpädagogin, zu ihnen und spielt mit ihnen. „Wir waren auch schon im Theater in der Badewanne und haben einen Raum für Rollenspiele“, sagt die Erzieherin Jeannette Freitag. Und doch: So nah dran an den Schauspielern, an einer echten Bühne, das hat die Kleinen beeindruckt.

Nicht jede Familie nimmt für kulturelle Angebote Geld in die Hand oder traut sich an hohe Kunst heran. Und nicht alle Eltern nutzen die museums-, musik- und theaterpädagogischen Dienste der Häuser. In der Staatsgalerie zeigt die Museumspädagogin Anke Bächle seit vielen Jahren Kindern von vier Jahren an das Spannende an der Kunst. Am Donnerstag waren 19 Kita-Kinder bei ihr zu Besuch, doch „nur eines der Kinder war vorher schon einmal da, für alle anderen war die Staatsgalerie neu“, sagt sie. Die Maler Kandinsky, Marc und Nolde standen im Fokus, insbesondere die Experimente mit den drei Grundfarben und das freie Malen. „Die Kinder waren zwei Stunden lang voll konzentriert bei der Sache, ich würde das jederzeit wieder machen“, sagt Anke Bächle überzeugt.