Im Weissacher Kindergarten Lindenweg werden bald zwei Erzieherinnen aus Spanien arbeiten. Sie sollen dabei helfen, den Personalmangel in der Gemeinde zu lindern.

Volontäre: Annika Mayer (may)

Der Fachkräftemangel in der Kinderbetreuung treibt derzeit viele Kommunen um. Auch in Weissach fehlt es an ausgebildeten Pädagogen. Die Personalsituation in den Kitas sei „stabil schlecht“, sagt Bürgermeister Jens Millow. Derzeit seien fünf Vollzeitstellen unbesetzt. Zwar konnte die Gemeinde in diesem Jahr zwei Gruppen in zwei Einrichtungen wieder öffnen, die sie aufgrund fehlenden Personals zuvor geschlossen hatte. In ein paar Kitas herrschen aber immer noch verkürzte Öffnungszeiten. Ein Licht am Ende des Tunnels sieht der Bürgermeister nicht: „Das wird ein harter Kampf werden, dass wir wieder die regulären Öffnungszeiten aus Zeiten vor dem Personalmangel anbieten können.“

 

Zumindest zwei Lücken in der Kinderbetreuung sollen aber bald i in der Strudelbachgemeinde gefüllt werden: Ab Oktober werden zwei pädagogische Fachkräfte aus Barcelona im Kindergarten Lindenweg arbeiten.

In Spanien gibt es zu viele Arbeitskräfte, in Deutschland zu wenige

Die beiden Spanierinnen Sandra Salguero Mariscal und Hanan El Mamouni Chemlal konnte die Gemeinde durch die Teilnahme an einem Projekt gewinnen, erzählt Jens Millow. Dieses wird vom Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Zusammenarbeit mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt. Es ist bisher das erste Mal, dass die Gemeinde daran teilnimmt. Den Anstoß habe es schon vor seiner Amtszeit gegeben, sagt Millow.

Von dem Projekt, das spanische Fachkräfte nach Deutschland bringt, könnten beide Seiten profitieren: Denn in Spanien gibt es eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, während es in Deutschland an Fachkräften nur so mangelt, so der Bürgermeister.

Im Kreis Böblingen gehen bereits einige Kommunen ähnliche Wege, um qualifiziertes Personal zu gewinnen: Herrenberg arbeitet schon seit drei Jahren mit Kräften aus Spanien zusammen. Auch die Gemeinden Altdorf, Deckenpfronn, Gärtringen und Holzgerlingen warben 2022 zum ersten Mal spanische Fachkräfte an. In Böblingen sind außerdem seit einem Jahr vier pädagogische Kräfte aus Italien tätig. Im ehemaligen Kreis Leonberg ist Weissach bisher allerdings Vorreiter. Die beiden neugewonnenen Fachkräfte arbeiten in Spanien schon an ihren Deutschkenntnissen.

Das Projekt wird von den Programmen „Targeted Mobility Schemes“ aus Deutschland und „Garantía Juvenil“ aus Spanien gefördert: Die Spanierinnen bekommen unter anderem einen intensiven Deutschkurs in ihrem Heimatland. „Die Schulung kann nur eine Grundfläche sein. Wir werden schauen, dass wir sie gesellschaftlich einbinden und dass sie viel Deutsch sprechen“, erklärt Millow. Denn gerade in der Kinderbetreuung seien Sprachkenntnisse zentral.

Erzieherinnen bekommen Deutschkurs und Umzugshilfe

Zum Probearbeiten waren die beiden Spanierinnen kürzlich schon in Weissach zu Gast. Die Rückmeldungen seien sehr positiv gewesen, schildert Bürgermeister Jens Millow. Im Oktober werden sie dann endgültig nach Weissach ziehen, die Gemeinde sorgt für ihre Unterkunft.

Die offizielle Anerkennung wird noch dauern

Erst einmal werden die beiden Spanierinnen in Form eines Praktikums im Kindergarten Lindenweg arbeiten, erklärt der Bürgermeister. Denn ihre Ausbildung muss erst anerkannt werden – und das werde viele Monate dauern, sagt Millow.

Sobald die Anerkennung da ist, soll dann aber die Festanstellung folgen. Bürgermeister Jens Millow blickt hoffnungsvoll auf das Projekt: „Wenn das klappt, haben wir zwei Fachkräfte gewonnen.“ Verläuft das Projekt erfolgreich, will die Gemeinde es ausweiten.

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