Ulmer Forscher haben untersucht, wie Ameisen schwere Lasten transportieren. Sie nutzen dabei eine Art Allradantrieb, um mehre Kraft auf den Boden zu bringen.

Stuttgart - Ameisen sind nicht nur fleißig, sie verfügen auch über enorme Kräfte. Manche Arten können das Hundertfache ihres eigenen Körpergewichts tragen. Angenommen, Du wiegst 30 Kilo. Dann müsstest Du einen drei Tonnen schweren Rucksack schleppen können, um im Vergleich zum Körpergewicht so stark zu sein wie eine Ameise. Drei Tonnen entsprechen ungefähr dem Gewicht von zwei mittelgroßen Autos. Ihre Superkräfte können die Ameisen auch gut gebrauchen, wenn sie Baumaterial oder Essbares transportieren.

 

Manche Ameisen haben dafür eine ganz besondere Technik entwickelt, wie Forscher der Universität Ulm jetzt an Wüstenameisen beobachtet haben: Die Tiere legen den Rückwärtsgang ein, wenn es gilt, große Lasten zu bewegen – etwa einen dicken Keks, den sie in ihren Bau schleppen wollen. Trotzdem finden sie auch bei dieser Gangart den richtigen Weg. Bei Autofahrern, die rückwärts fahren, ist das nicht immer so. Die erwischen dabei auch schon mal eine Mauer. Normalerweise orientieren sich Ameisen an den Geruchsspuren, die ihre Artgenossen hinterlassen. Doch solche Markierungen gibt es in den Weiten der Wüste kaum. Die Wüstenameisen richten sich daher nach dem Stand der Sonne und der umgebenden Landschaft – fast wie ein menschlicher Wanderer. Zudem verfügen sie über eine Art Schrittzähler, mit dem sie die zurückgelegte Strecke erfassen können.

Herausgefunden haben die Forscher all das, indem sie Ameisen im Freien und im Labor mit Hochgeschwindigkeitskameras filmten. Die Erkenntnisse könnten auch bei der Verbesserung von Laufrobotern helfen. Damit die Ameisen ihre enorme Kraft auch sicher auf den Boden bringen, nutzen sie bei Schwertransporten im Rückwärtsgang übrigens eine Art flexiblen Allradantrieb: Sie haben dabei meist mehr als vier ihrer sechs Beine gleichzeitig am Boden. Im Vorwärtsgang haben dagegen in der Regel immer nur drei Ameisenbeine Bodenkontakt. Das ist immer noch eines mehr, als der Mensch insgesamt zu bieten hat. Der muss aber auch nicht ganz so viel schleppen.