Mehr Gehalt und andere Vorteile gibt es erst, wenn die Mitarbeiter es erkämpfen.

Stuttgart - Die IG Metall kann sich rühmen, die größte Gewerkschaft zumindest in Europa zu sein. Fast 2,3 Millionen Menschen sind bei ihr Mitglied – eine ganze Menge also. Die meisten Frauen und Männer sind in die Gewerkschaft eingetreten, weil es viel leichter ist, gemeinsam etwas zu erreichen, als wenn es jeder allein versuchen würde. Eine Gewerkschaft ist also so etwas wie ihr starker Anwalt gegenüber den großen Chefs und den Politikern.

 

Um etwas zu erreichen, muss man etwas tun – manchmal auch nichts tun. Denn wer streikt, bleibt ja seiner Arbeit einfach fern. Was das bedeutet, versucht die IG Metall in einem Pixi-Buch zu erklären. „Carla, Fabio und Mama streiken“, ist der Titel. Allerdings gibt es das Büchlein nicht frei zu kaufen, weil die IG Metall es vom Verlag nur für eigene Zwecke hat anfertigen lassen.

In der Geschichte geht es um Eltern, die morgens etwas später zur Arbeit gehen wollen, damit sie noch mit ihren Kindern frühstücken können. Familienfreundliche Arbeitszeiten wird das genannt. Diese wollen sie bei ihrem Chef, einem Flugzeughersteller, erzwingen – indem sie erst mal gar nicht zur Arbeit gehen. Sie streiken – mit so viel Erfolg, dass auch Carla und Fabio im Kindergarten gegen das Basteln protestieren. In Wahrheit gibt es aber strenge Regeln für Streiks, und meistens geht es darum, mehr Geld zu erstreiten.

Deswegen haben seit Anfang Mai insgesamt 760 000 Menschen in der Industrie – auch bei Porsche, Daimler, Bosch und vielen anderen Firmen – für kurze Zeit aufgehört zu arbeiten, um deutlich zu machen, dass sie mehr Lohn für ihre Arbeit wollen. Lange halten die Unternehmen so etwas nicht aus. Schließlich können sie keine Autos oder Maschinen produzieren und verkaufen, wenn ihre Beschäftigten nicht zu Arbeit kommen. Also beauftragen sie einen Verband, den Streit zu beenden. Gewerkschaft und Verband suchen dann einen Kompromiss, mit dem beide Seiten leben können. Eine solche Lösung wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auch für die Industriemitarbeiter in Köln gefunden. Es gibt nun deutlich mehr Geld für die Streikenden. Nun sind alle halbwegs zufrieden, und es kann für mindestens eineinhalb Jahre wieder Frieden in den Unternehmen einkehren.