Ein räuberisches Insekt schnappt dank seiner tollen Augen selbst kleinste Beutetiere. Dabei wendet es eine ganz besondere Strategie an.

Stuttgart - Diese Fliege wird zwar nur gut einen halben Zentimeter groß, aber aus der Nähe betrachtet sieht sie trotzdem ziemlich bedrohlich aus. Schuld daran sind die riesigen Facettenaugen, die weit über den Kopf des Insekts mit dem lateinischen Namen Holocephala fusca hinausragen. Die Facettenaugen von Insekten bestehen aus hunderten oder gar tausenden Einzelaugen. Anders als mit den Linsenaugen von Menschen oder anderen Säugetieren lassen sich damit auch sehr schnelle Bewegungen gut erfassen. Für Insekten, die durch die Luft sausen, ist das besonders wichtig – so auch für die kleine Raubfliege.

 

Wie Forscher jetzt herausgefunden haben, liefern ihre Facettenaugen auch Bilder mit erstaunlich hoher Auflösung. Die Augen der Fliege sind zwar ganz anders aufgebaut als die des Menschen, aber auch in ihnen gibt es spezielle Bereiche für besonders scharfes Sehen, die ähnlich funktionieren wie die sogenannte Sehgrube in der Netzhaut des menschlichen Auges. Mit ihren Superaugen können die Raubfliegen auch winzige Beutetiere wahrnehmen, die kleiner als zwei Millimeter sind. Sie sehen sogar besser als die deutlich größeren Libellen, die für ihre leistungsfähigen Augen bekannt sind.

Die extreme Sehschärfe erlaubt den Fliegen eine besondere Jagdstrategie: Bevor sie ihre Beute angreifen, machen sie eine Vollbremsung und fliegen ein Stück neben ihren Opfern her. Dadurch sinkt das Risiko, dass sie an ihrer Beute – in der Regel andere Insekten – vorbeirasen. Die Forscher vergleichen das mit einem Staffellauf, bei dem die Läufer vor der Übergabe des Stabes mit gleicher Geschwindigkeit nebeneinander her laufen. Ein derartiges Manöver sei noch bei keinem anderen fliegenden Tier beobachtet worden, sagen die Wissenschaftler.