Vor zehn Jahren nahm das Modul Columbus die Arbeit auf der Raumstation ISS auf. Seitdem haben Forscher dort mehr als 220 Experimente durchgeführt.

Stuttgart - Columbus, das war doch ein Entdecker? Richtig: Im Jahr 1492 hat der Seefahrer Christoph Columbus Amerika entdeckt. Dass die Wikinger schon viel früher auf amerikanischem Boden gelandet sind, tut seinem Ruf als Entdecker bis heute keinen Abbruch. Und so war er auch der Namenspate für das europäische Forschungslabor „Columbus“, das vor zehn Jahren zur Internationalen Raumstsation ISS ins All befördert wurde. Seither werden dort Experimente in weitestgehender Schwerelosigkeit durchgeführt. Gebaut und betrieben wird das Modul – also eines der Bauteile der Raumstation – von den Europäern. Gekostet hat es 880 Millionen Euro – aber dazu kommen weitere Kosten. So muss die Europäische Raumfahrtagentur ESA allein für den Betrieb jährlich 300 Millionen Euro aufbringen.

 

Forschung im Weltall ist also ganz schön teuer. Aber viele Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren im All Experimente machen wollen. Weil es so viele Vorschläge gab, was man in einer Erdumlaufbahn alles erforschen kann, mussten manche Forscher lange warten, bis sie mit ihren Versuchen endlich an die Reihe kamen: bis zu acht Jahre lang. Insgesamt 220 Experimente sind bisher durchgeführt worden, heißt es bei der ESA. Da wurde zum Beispiel untersucht, wie Menschen, Pflanzen und Tiere mit der Schwerelosigkeit zurecht kommen. Oder wie widerstandsfähig Bakterien und Pilze im Weltall sind. Oder wie sich dort neuartige chemische Verbindungen mit Metallen herstellen lassen.

Inzwischen ist die Wartezeit für solche Versuche deutlich kürzer. So will die ESA nicht nur Forschungseinrichtungen und Universitäten mit Experimenten auf die ISS locken, sondern auch Industrieunternehmen. Diese müssen jetzt „nur“ noch die Kosten für die Versuche selbst bezahlen. Den Transport zur Raumstation und die Arbeitskraft der Astronauten, die auf der ISS die Experimente betreuen, stellt die ESA kostenlos zur Verfügung. Zudem muss für das Labor keine Miete bezahlt werden. Und man will Columbus noch attraktiver machen: mit einer Art Balkon samt Greifarm, der an das Modul angebaut wird.