Das Spektakel „Battleship“ hat Ähnlichkeit mit dem Klassiker „Top Gun“ – doch hier sind Außerirdische der Feind. Kein Grund aufzugeben.

Stuttgart - Der langhaarige Alex ist ein bisschen ausgeflippt, ein Partytier ohne rechten Alltag. Zu Beginn von „Battleship“ erleben wir Alex (Taylor Kitsch) in voller Aktion, als er eine hübsche Blondine beeindrucken will. Die Balz endet damit, dass die Polizei ihn zur Ruhe bringt. Daraufhin verordnet ihm sein Bruder, ein Marineoffizier, eine neue Art Alltag. Alex soll sich zur Navy melden, damit endlich Sinn und Form in sein Leben kommen.

 

Statt flapsiger Sprüche, hinter welchen Spiegel sich Brüderlein diesen Vorschlag stecken kann, bekommen wir nun einen Zeitsprung geboten. „Battleship“ reißt uns hinein ins Jungoffiziersleben von Alex. Er ist noch immer ein wenig unkonventionell, aber jetzt auch auf fast manische Weise durchsetzungsbewusst. Die Blondine von damals, Samantha (Brooklyn Decker), ist nun seine Freundin und obendrein die Tochter des Flottenadmirals (Liam Neeson). Auch wenn Alex das Problem hat, wie er da um die Hand von Samantha anhalten soll, darf man die Liebe doch auf der Habenseite des Lebens bei der Navy verbuchen. „Battleship“ wirkt anfangs wie ein Rekrutierungsvideo für die Marine, die jungen Männern offenbar Spaß, Spiel, Spannung bieten kann.

Von Funksignalen angelockte Raumschiffe

In diesem Spektakel, das auf einer Variation des Klassikers „Schiffe versenken“ durch den Spielehersteller Hasbro zurückgeht, werden rund um den symbolträchtigen Hafen von Pearl Harbor bald von irdischen Funksignalen angelockte Raumschiffe wassern. Warum zur überlichtschnellen Reise zwischen Sonnensystemen fähige Aliens sich mit ihrer furiosen Technologie auf altmodisches Kanonenbootgehabe einlassen, warum sie überhaupt so handeln, wie sie handeln, sollte man lieber nicht fragen. „Battleship“ will in keiner Sekunde logischer sein als die    Spielzeugbegleitfilme der „Transformers“-Reihe.

Aber auch wenn bei der US-Navy, bei ihren zum Flottenmanöver angereisten japanischen Partnern und bei den Aliens alsbald die Schiffsgeschütze glühen und Alex beweisen darf, dass er noch Hussa-Attacke-und-drauf-Gelüste verspürt, wo andere schon gelähmt vor Angst sind, sollte man „Battleship“ nicht unterschätzen. Er ist nicht einfach die Schiffsvariante von „Top Gun“, auch wenn dieser Komm-zum-Militär-und-leb-dich-aus-Kinohit von 1986 deutlich zu seinen Vorbildern zählt.

Heim gekehrt aus Afghanistan und Irak

Erstaunlich konsequent fängt der von Peter Berg („Hancock“) inszenierte „Battleship“ Verunsicherungen, Zweifel und Störmeldungen aus der Realität ab. Auch einem jungen, an Militärszenarien in Computerspielen gewöhntes Publikum dürfte hie und da der mulmige Gedanke an die Veteranen und Invaliden kommen, die aus Afghanistan und dem Irak zurückkehren und die zu Hause in ein großes Loch fallen. Darum begleiten wir hier, kaum ist Alex als Offizier vorgestellt worden, seine Samantha bei ihrer Arbeit als Therapeutin. Wir sehen entschlossene Kriegsversehrte, die in Krafträumen trainieren, die sich konzentriert wiederaufrüsten, die nach wie vor in die große Familie der Truppe eingebettet sind, ja, die so wirken, als hätten sie zerbrechliche zivile Körperteile durch besser funktionierende militärische Varianten aus Metall ersetzt bekommen.

Nur einer dieser Invaliden hadert mit seinem Schicksal, seiner beidseitigen Beinprothese. Ausgerechnet mit ihm wird sich Sam auf Wanderung in den Bergen befinden, als die Aliens landen. Der Verbitterte wird zurück zu Mut, Stärke und seiner Rolle im großen Ganzen finden. Man muss das nicht mögen, aber es ist geschickt gemacht.

Das Museumsschiff soll’s richten

Amerika wird in „Battleship“ aber noch zu einer ganz anderen Versöhnung geführt. Nach etlichen Gefechtsrunden sind die Schiffe der Menschen versenkt, doch Alex und ein paar Überlebende seines Potts steuern zum Museumsschiff Missouri. Dieses Relikt des Zweiten Weltkriegs wollen sie mobilisieren. Als sie erkennen, dass sie mit Dampfturbinen und manuellen Feuerleitsystemen gar nicht umgehen können, tauchen hochbetagte Veteranen auf, wettergegerbt und narbenstolz. Die Alten ziehen mit den Jungen in die Schlacht.

Der Popcorn-Rabatz „Battleship“ schließt die USA von heute mit den USA von damals kurz: „Wir sind immer noch das gleiche Land, das Deutschland und Japan besiegt hat“, lautet die Botschaft. Das lässt ahnen, für wie verunsichert Hollywood die Jugend des Landes mittlerweile hält.

Battleship. USA 2012. Regie: Peter Berg. Mit Taylor Kitsch, Brooklyn Decker, Rihanna, Liam Neeson. 131 Minuten. Ab 12 Jahren. Cinemaxx Mitte und SI, Gloria, Ufa, OF Corso