Zwei Brüder müssen einen Schrottplatz retten. Daraus macht diese Komödie von Max Zähle ein Lehrstück über die Zwänge der Wirtschaftswelt – und die Möglichkeiten, sich zu widersetzen.

Stuttgart - Man kann darüber streiten, was es bedeutet, zu Hause zu sein. Für manche ist das Gefühl mit einem speziellen Ort verbunden, für andere mit einer Idee oder mit Menschen. Mirko (Lucas Gregorowicz) hat diesen Begriff ganz aus seinem Vokabular gestrichen. Als Versicherungsvertreter kurvt er ständig durch die Gegend, um Kunden unnütze Policen anzudrehen. Abends kehrt er in die Trostlosigkeit seiner antiseptischen Junggesellenbude zurück – ein dröges Leben, das Max Zähle in seinem wunderbaren Spielfilmdebüt „Schrotten!“ porträtiert.

 

Mirko ist ein Mann mit Vorleben, das er sich angewidert von den Hacken gestreift hat. In Gestalt von Letscho (Frederick Lau aus „Victoria“) drängt es sich aber wieder in Mirkos Bewusstsein. Als Kinder spielten die Brüder auf dem Schrottplatz ihres Vaters, später gingen sie im Familienunternehmen in die Lehre. Während Letscho sich dem Altmetall verschrieb, zog Mirko die vermeintliche Seriosität des Kaufmanns vor; in den Augen der Familie ein übler Verrat. Doch jetzt, da der Vater tot ist, braucht Letscho seinen Bruder, um sich gegen Wolfgang Kercher (Jan-Gregor Kremp), den erfolgreichsten und skrupellosesten Schrottverwerter am Ort, durchzusetzen.

Prekäre Arbeitswelt

Max Zähle greift das altbekannte Motiv der ungleichen Geschwister auf, bezieht es aber geschickt auf heutige Probleme. Einerseits mutet die Anlage der Geschichte fast märchenhaft an, andererseits beweist die liebevolle Schilderung des Schrottler-Alltags Einfühlungsvermögen in die prekären Arbeitswelt.

Die Brüder überwinden in ihrem Kampf die Gesetze einer menschenverachtenden Ökonomie. „Schrotten!“ plädiert für kompromisslose Träumerei und Widerstand gegen moderne Konformitätszwänge, eine sehr schöne Ermutigung.