Kirche in Stuttgart Die Ost-Gemeinden fusionieren weiter
Die Zahl der Pfarrstellen im Distrikt Ost wird von 5,5 auf 3,5 reduziert. Deswegen können Christus- und Petruskirchengemeinde nicht eigenständig bleiben.
Die Zahl der Pfarrstellen im Distrikt Ost wird von 5,5 auf 3,5 reduziert. Deswegen können Christus- und Petruskirchengemeinde nicht eigenständig bleiben.
Die evangelische Kirche muss sparen. Wenn immer mehr Menschen aus der Kirche austreten und immer weniger junge Leute Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen, muss an vielen Stellen eingespart werden: bei den Gebäuden, beim Personal, in den Gemeinden. Das betrifft alle Kirchengemeinden in Stuttgart, den Distrikt Ost schon in näherer Zukunft aber besonders.
Zum Distrikt Ost gehören die Christuskirchengemeinde auf der Gänsheide, die Petruskirchengemeinde in Gablenberg, die Kirchengemeinde Stuttgart-Ost und die Friedenskirchengemeinde Stuttgart. Die Kirchengemeinde Stuttgart-Ost war zum 1. Januar 2018 aus den vormals eigenständigen Gemeinden Lukas-Lutherhausgemeinde und Gaisburger Kirchengemeinde gebildet worden. Die neue Friedenskirchengemeinde gibt es in dieser Form erst seit 1. Januar 2024. Sie entstand durch die Fusion von Heilandskirchengemeinde und Friedensgemeinde.
Gemeindefusionen haben im Stuttgarter Osten also fast schon Tradition, zumal die Berger Gemeinde schon 2013 mit der Heilandsgemeinde zusammengekommen war. Dieser Fusionsprozess hin zu wieder größeren Gemeinden muss aber noch weiter gehen. Grund dafür ist der Pfarrplan 2030 der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Dieser Pfarrplan wird alle sechs Jahre entsprechend der Entwicklungen bei den Gemeindegliedern, beim Personal und bei der Finanzkraft fortgeschrieben. Und das bedeutet bis 2030 einen deutlichen Abbau von Pfarrstellen.
Die Gemeinden in Stuttgart-Ost haben bisher 5,5 Pfarrstellen: eine in Gablenberg, eine auf der Gänsheide, 1,5 in der Friedenskirchengemeinde und zwei in der Ost-Gemeinde. Künftig werden es nur noch 3,5 Stellen sein, jede Gemeinde muss eine halbe Stelle abgeben. Da aber nur Gemeinden mit einer 100 Prozent-Stelle eigenständig bleiben können, müssen sich Petrus- und Christuskirchengemeinde mit dem Thema Fusion beschäftigen.
Dafür sind im Distrikt Ost in den vergangenen Wochen schon drei unterschiedliche Szenarien entwickelt worden. Die Variante, dass alle zu einer großen Ost-Gemeinde fusionieren, wurde schnell verworfen, weil die Friedenskirchengemeinde gerade noch mit ihrem eigenen Fusionsprozess beschäftigt und deswegen erst einmal außen vor ist. Deswegen wird jetzt eine Fusion von Christus- und Petruskirche mit der Gemeinde Stuttgart-Ost angestrebt. Die Kirchengemeinderäte von Ost und Petrus haben diesem Weg schon zugestimmt, die Christuskirchengemeinde befasst sich in den kommenden Tagen damit. Dabei drängt die Zeit für die Gemeinden im Distrikt Ost ein bisschen: Ab dem 1. Januar 2025 werden frei werdende Pfarrstellen nur noch entsprechend dem künftigen Pfarrplan besetzt. Und im Stuttgarter Osten gehen in den kommenden Jahren gleich drei Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand.
Nicht weniger drängend, aber noch völlig ungelöst, ist das Thema Kirchengebäude, gerade auch im Osten. Hier gibt es mit Christuskirche, Petruskirche, Gaisburger Kirche, Lukaskirche, Friedenskirche, Heilandskirche und Berger Kirche gleich sieben Kirchen, die sozusagen „bespielt“ und vor allem auch finanziert werden müssen. Die Berger Kirche aus dem Jahr 1855 war schon vor 18 Jahren für verzichtbar erklärt worden, seitdem investiert die Kirche dort auch nichts mehr. Eine Lösung für eine künftige Nutzung der Kirche ist aber bis heute nicht gefunden.
Auch die Gaisburger Kirche hätte als verzichtbar eingestuft werden sollen. Das war jedoch vor wenigen Tagen gerade noch abgewendet worden. Trotzdem haben sich Gaisburgerinnen und Gaisburger und Interessierte aus den angrenzenden Gemeinden bei einer Versammlung in der Gaisburger Kirche am Montagabend erste Gedanken darüber gemacht, wie Kirchengebäude künftig auch anders und intensiver genutzt werden könnten. Das Thema beschäftigt die Menschen, das zeigte schon die Zahl der Besucher bei der Versammlung, mehr als 60 waren gekommen. „So voll war es schon lange nicht mehr“, freute sich der Gaisburger Pfarrer Wolfgang Marquardt. „Kommen Sie am Sonntag wieder!“