Die evangelische Kirche will Jugendliche zum Reformationstag mobilisieren - mit einem Flashmob aus Papierfliegern, die von Kirchentürmen segeln.

Familie, Bildung, Soziales : Michael Trauthig (rau)

Hannover - Papierflieger, die von Kirchentürmen, Rathäusern und Balkonen herabsegeln, sollen an die Reformation im 16. Jahrhundert erinnern. Was würde Martin Luther - der Mönch, der mit seinen Botschaften damals die Welt veränderte - nur dazu sagen? Er würde mitmachen! Das jedenfalls glauben die Verantwortlichen im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "Luther hat auch viel Humor gehabt, er hat dem Volk aufs Maul geschaut und die neuesten Kommunikationsformen genutzt", sagt der Pastor Christoph Römhild und fügt hinzu: "Heute würde er auch mit einem solchen Flashmob für seine Sache werben."

 

Der 40-Jährige gehört zum zwölfköpfigen Projektbüro Reformprozess der EKD in Hannover. Das Team will für Innovationen in der Kirche sorgen und neue Formen der Glaubensvermittlung erfinden. Was dabei herauskommt, kann die Welt nun am 31. Oktober um 15.17 Uhr bestaunen. Fast 500 Jahre, nachdem der Reformator an diesem Datum im Jahr 1517 seine Thesen verbreitete, sollen möglichst viele mit Segenssprüchen verzierte Papierflieger durch die Luft gleiten und ihre Botschaften unter das Volk bringen. Nach den Vorstellungen der Planer können sich die Gruppen zuvor über das Internet für die jeweiligen Orte verabreden, um dann gemeinschaftlich und nur scheinbar spontan - wie es bei einem Flashmob üblich ist - die Segler loszuschicken.

Die Resonanz ist noch überschaubar

Die Aktion ziele auf die Jugendlichen, heißt es. "Sie sollen ihre Kreativität einbringen", sagt Römhild. Raum für Eigeninitiative gebe es etwa beim Auswählen der frommen Worte: "Wofür würden die Jugendlichen heute - ähnlich wie die Reformatoren damals - ihr Leben einsetzen?" Und er denkt natürlich an die sozialen Netzwerke. Dort sollten möglichst zahlreiche Fotos und Berichte von den Aktionen hochgeladen werden, wünscht sich der Theologe.

Bei dieser Neuerung legen die Planer auch viel Umsicht an den Tag. Damit wirklich nichts schiefgeht, haben sie zum Beispiel die Faltanleitung für die Flieger ins Netz gestellt. Und es gab sogar schon einen Testlauf, bei dem Marburger Konfirmanden die Praxistauglichkeit des Projekts quasi belegten. Zu guter Letzt hat das Vorhaben auch noch den Segen höchster EKD-Instanzen. "Wir wollen mit diesen Flashmobs das Evangelium auf überraschende, ansprechende Weise im öffentlichen Raum kommunizieren", sagt die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring-Eckardt. Trotz allem ist die Resonanz freilich noch überschaubar. Pastor Römhild weiß lediglich von zwei Gesamtschulen in Hannover, die mitmachen, und einer Aktion in Frankfurt. Doch noch ist ja nicht aller Tage Abend, das weiß auch Römhild. Er stapelt dennoch tief: "Mit 20 Flashmobs wäre ich ja schon zufrieden."