Auch die Wohnsituation war unbefriedigend. Das vom Schultheißen überlassene Haus war baufällig. Auch hier gelang rasche Abhilfe. 1564/1565 konnte ein Pfarrhaus errichtet werden. Auf den Grundmauern dieses Gebäudes wurde 1793 das heutige Pfarrhaus erbaut. Raff wohnte jedoch nur kurze Zeit in dem Gebäude. Er ließ sich 1566 nach Degerloch versetzen und wurde dort Ahnherr der heute noch dort ansässigen Familie Raff.

 

Verhängnisvoller Streit

Raffs Nachfolger wurde Wolfgang Wild. Seine Familie und er litten unter der nach wie vor schlechten Besoldung. Die jährliche Geldbesoldung nützte Wild wegen der anhaltenden Teuerung wenig. Die Erträge aus dem Großen und Kleinen Zehnten waren offenbar sehr gering oder gar nicht vorhanden. In Anbetracht der sehr angespannten Versorgungslage – im Land herrschte Getreidemangel und damit Hunger – war Pfarrer Wild dazu gezwungen, sich auf dem Stuttgarter Wochenmarkt Getreide zu besorgen. Bezahlen konnte er das Getreide nicht – er lieh es sich aus.

An der Pfarrscheuer, 1569 war Baubeginn, entzündete sich ein verhängnisvoller Streit zwischen Schultheiß Jos Burkhardt und Pfarrer Wild. Zwischen ihnen gab es eine Schlägerei. Schultheiß Burkhardt wurde schwer verletzt und starb an den Folgen. Pfarrer Wild verlor seine Stelle.

Über die schwierigen ersten Jahre der neuen Pfarrei resümierte Gustav Bossert bereits im Jahr 1908: „Und wie armselig nahm sich alles aus, als Raff die Pfarrei übernahm! Wie elend die Wohnung, wie gering das Kirchlein, wie klein der Gehalt ohne Naturalien.“

Nachdem Herzog Ulrich nach Württemberg zurückgekehrt war, führte er sogleich die Reformation ein. Am 16. Mai 1534 fand in der Stuttgarter Stiftskirche der erste evangelische Gottesdienst statt. Die Einführung der Reformation erfolgte auf der Grundlage des Augsburger Bekenntnisses von 1530, in dem die Abendmahlslehre Luthers als maßgeblich anerkannt worden war.

Bereits 1531, drei Jahre vor Württemberg, hatte die Freie Reichsstadt Esslingen die Reformation eingeführt – ein Affront gegen ihren Herrn, Kaiser Karl V. Seitdem wurde auch Musberg durch einen evangelischen Geistlichen betreut, unterbrochen allerdings durch die Zeit des Interims, durch das Kaiser Karl V. nach seinem Sieg 1547 über die protestantischen Reichsstände, die Rekatholisierung vorantreiben wollte. Während des Interims sollte der katholische Pfarrer von Böblingen den Gottesdienst für die Musberger in der Rohrer Kapelle abhalten, was – wenn überhaupt – nur sehr unregelmäßig geschah. Ein Visitationsbericht von 1551 zeigt, dass sich Musberg und Rohr entschieden für das neue evangelische Bekenntnis aussprachen.

Der Ausgleich

Der Ausgleich

1557 kam es mit dem Rastatter Vertrag zu einem für Musberg sehr bedeutsamen Ausgleich zwischen Württemberg und Esslingen. Herzog Christoph gelang es, die herrschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse auf den Fildern in einem Vertrag mit Esslingen zu regeln und so zu einem Ausgleich mit der von Württemberg umschlossenen Freien Reichsstadt zu gelangen. Württemberg verzichtete auf bestehende Rechte in Vaihingen und Möhringen; im Gegenzug erhielt es den Großen und Kleinen Zehnten in Rohr und Musberg, den bisher Esslingen innegehabt hatte. Dies bedeutete für Musberg in kirchlicher Hinsicht die Trennung von Esslingen. Der Pfarrer von Möhringen kündigte daraufhin gleich seine Dienste für Musberg und Rohr auf. Württemberg musste für beide Gemeinden das Problem der geistlichen Betreuung lösen.

Gesuch an Herzog Christoph

Gesuch an Herzog Christoph

1558 ergriff die Gemeinde unter ihrem Schultheißen Jos Burkhardt selbst die Initiative. Ohne sich mit Rohr abzusprechen, reichte sie bei Herzog Christoph ein Gesuch ein. Darin schlug sie vor, dass der durch den Echterdinger Diakon abgehaltene Gottesdienst, nicht in Rohr, sondern in Musberg stattfinden solle.

In ihrer Eingabe argumentierten die Musberger geschickt damit, dass man einen württembergischen Pfarrer oder Diakon wolle und Musberg 50 Einwohner mehr als Rohr habe. Eine Kirche in Musberg käme insbesondere auch den Alten und Kranken zugute, die bisher von Gottesdienst und Abendmahl ausgeschlossen seien. Des Weiteren würden die Kinder und Jugendlichen bisher keine Unterweisung im Katechismus erhalten. Die christliche Erziehung der Kinder hatten sich jedoch Herzog Christoph und sein oberster Berater in Kirchenfragen, Johannes Brenz, selbst auf die Fahnen geschrieben. Dennoch war der Eingabe kein Erfolg beschieden. Dies lag daran, dass Brenz wenige Monate zuvor – unabhängig von der Musberger Petition – Herzog Christoph vorge-schlagen hatte, für Rohr eine eigene Pfarrei zu errichten. Musberg sollte nach Branz’ Vorstellungen Filiale von Rohr werden.

Geistliches Sendungsbewusstsein

Geistliches Sendungsbewusstsein

Herzog Christoph wurde zum Schöpfer des evangelischen Württembergs. Seine Regierungszeit hat sich auch für Musberg sehr positiv ausgewirkt. Denn das geistliche Sendungsbewusstsein des Herzogs und der von ihm betriebene Aufbau einer neuen Kirchenorganisation durch die Einführung der Großen Kirchenordnung 1559 spielte Musberg bei der Verwirklichung seines Anliegens, der Gründung einer eigenen Pfarrei, in die Hände. Als Herzog Christoph 1550 die Nachfolge seines Vaters antrat, befand sich das Land am Rande des Abgrunds. Herzog Christoph gelang es, das Land rasch zu konsolidieren. Die Verwaltung von Land und Kirche wurden auf eine neue Grundlage gestellt. Dabei spielte das neue evangelische Glaubensbekenntnis die entscheidende Rolle. Die Große Kirchenordnung regelte als Staatsgrundgesetz unter anderem auch das gesamte Schul-, Bildungs- und Armenwesen. Voraussetzung für die Neuorganisation von Kirche und Staat war der konfessionelle Ausgleich im Augsburger Religionsfrieden von 1555. Die Protestanten waren von nun an den Katholiken gleichgestellt.

Der Bau der Musberger Kirche

Der Bau der Musberger Kirche

Im Zusammenhang mit der Großen Kirchenordnung muss auch die Gründung der Pfarrei Musberg gesehen werden. Sie war ein kleiner Baustein im Ordnungsgefüge von Herzog Christoph. Das Problem der Musberger war, dass sie über kein ausreichend großes Gotteshaus – die Voraussetzung für eine eigene Pfarrei – verfügten. Es gab lediglich die kleine, dem Hl. Wendelin, Schutzpatron der Bauern und Hirten, geweihte Kapelle. Sie befand sich genau an der Stelle, wo heute die Dreifaltigkeitskirche steht.

Als Vorleistung erwartete der Herzog, dass die Gemeinde selbst eine ausreichend große Kirche errichtete. Die Einwohner mussten beim Kirchenbau selbst Hand anlegen. Im Frühjahr 1562 begann man mit dem Bau. Die Musberger legten sich ins Zeug und verrichteten zwölf Tage Fronarbeit: im Wald musste Holz geschlagen und zur Baustelle transportiert werden, Sand und Steine wurden angekarrt. Für die kleine, arme Gemeinde war dies auch ein enormer finanzieller Kraftakt.

Im Dezember fertig gestellt

Trotz der Eigenleistungen kostete der Kirchenbau mehr als 400 Pfund Heller. Er hatte bescheidene Ausmaße: ungefähr 14 Meter lang, sieben Meter breit und fünf Meter hoch. Bereits im Dezember 1562 aber war die Kirche, ein reiner Fachwerkbau, fertiggestellt. An Weihnachten hielt der Echterdinger Diakon die erste Predigt.

Schon bald stellte sich heraus, dass die Kirche für die Gottesdienste zu klein war, denn die Bevölkerung wuchs bis 1590 auf 222 Erwachsene und 156 Kinder und Jugendliche an. Beschränkte finanzielle Möglichkeiten verhinderten zunächst eine Erweiterung. Zwischen 1593 und 1596 wurde dann aber wohl damit begonnen. Darauf deutet der Schlussstein im Gewölbe des Chores mit den Initialen LDW (Ludovicus Dux Wirtembergiae, Ludwig Herzog von Württemberg) und den drei ineinander verschlungenen Fischen hin. Herzog Ludwig regierte von 1569 bis 1593. Der Schlussstein ist ursprünglich nicht in erster Linie als Ortswappen, sondern als Sinnbild der Dreifaltigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist – zu deuten (Dreifaltigkeitskirche).

Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche durch die Erweiterung 1612 und insbesondere durch die große Renovierung nach dem Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1682. Der Schlussstein wurde wahrscheinlich in diesen Neubau übernommen.

Die Gründung der Pfarrei

Gründung der Pfarrei

Mit dem Kirchenbau von 1562 war die wichtigste Voraussetzung für eine eigene Pfarrei erfüllt, aber einen eigenen Pfarrer hatte man immer noch nicht. In der Folgezeit kamen und gingen mehrere Diakone, es gab immer wieder lange Ausfälle und Vakanzen – ein unbefriedigender Zustand. Im Juli 1563 baten deshalb die Musberger erneut darum, dass ein Pfarrer eingesetzt werde. Sie schlugen einen Laien aus Vaihingen vor, weil dieser billiger sei als ein studierter Theologe und sich mit einem Gehalt von 20 Gulden jährlich begnüge.

Herzog Christoph ging darauf nicht ein. Er wollte einen Geistlichen mit fachlicher Qualifikation. Die Pfarrbesoldung wurde auf 110 Gulden gesetzt. Da es kein Pfarrhaus gab, versprach Schultheiß Jos Burkhardt, dem künftigen Pfarrer sein leer stehendes Haus bei der Kirche kostenlos zur Verfügung zu stellen. Daraufhin gab Herzog Christoph seine Zustimmung zur Gründung der Pfarrei Musberg. Es war die erste, die in Württemberg seit der Einführung der Reformation gegründet wurde. Anfang September 1563 wurde der aus Nagold stammende Christoph Raff zum ersten Pfarrer ernannt.

Der Pfarrbezirk

Der erste Pfarrer

Der Musberger Pfarrsprengel ging über die Gemeindemarkung weit hinaus. Zu ihm gehörten neben den drei oberen Mühlen im Reichenbachtal auch Leinfelden, Ober- und Unteraichen sowie Rohr. Damit handelte es sich um einen großen Pfarrverband, der dem Pfarrer durch lange Wege auch körperlich viel abverlangte. 1891 wurde Rohr eigener Pfarrbezirk. Ende des 19. Jahrhunderts erhielten Leinfelden und Unteraichen die Rechte einer Filialkirchengemeinde. 1897 wurde die Leinfelder Kirche errichtet, erst 1957 erfolgte die Erhebung zur selbstständigen Gemeinde.

Der erste Pfarrer

In krassem Gegensatz zur Größe der Pfarrei und dem breiten Aufgabenspektrum stand die karge Besoldung. Deren Folge war eine starke Fluktuation. Der erste Pfarrer, Magister Christoph Raff, hatte zwar alle Aufgaben übernommen, sollte aber nach dem Willen des Konsistoriums „seinem Gehalt nach“ als Diakon oder Katechist behandelt werden. Dieses Gehalt bestand aus einem Geldbetrag von 110 Gulden jährlich und bestimmten Naturalien aus dem Ernteertrag des Großen und Kleinen Zehnten. Raff beschwerte sich, dass er weder Getreide noch Wein erhalte. Er bat um Zuweisung des Kleinen Zehnten von Musberg, Leinfelden, Ober- und Unteraichen. Dieser Bitte wurde rasch entsprochen.

Verhängnisvoller Streit

Auch die Wohnsituation war unbefriedigend. Das vom Schultheißen überlassene Haus war baufällig. Auch hier gelang rasche Abhilfe. 1564/1565 konnte ein Pfarrhaus errichtet werden. Auf den Grundmauern dieses Gebäudes wurde 1793 das heutige Pfarrhaus erbaut. Raff wohnte jedoch nur kurze Zeit in dem Gebäude. Er ließ sich 1566 nach Degerloch versetzen und wurde dort Ahnherr der heute noch dort ansässigen Familie Raff.

Verhängnisvoller Streit

Raffs Nachfolger wurde Wolfgang Wild. Seine Familie und er litten unter der nach wie vor schlechten Besoldung. Die jährliche Geldbesoldung nützte Wild wegen der anhaltenden Teuerung wenig. Die Erträge aus dem Großen und Kleinen Zehnten waren offenbar sehr gering oder gar nicht vorhanden. In Anbetracht der sehr angespannten Versorgungslage – im Land herrschte Getreidemangel und damit Hunger – war Pfarrer Wild dazu gezwungen, sich auf dem Stuttgarter Wochenmarkt Getreide zu besorgen. Bezahlen konnte er das Getreide nicht – er lieh es sich aus.

An der Pfarrscheuer, 1569 war Baubeginn, entzündete sich ein verhängnisvoller Streit zwischen Schultheiß Jos Burkhardt und Pfarrer Wild. Zwischen ihnen gab es eine Schlägerei. Schultheiß Burkhardt wurde schwer verletzt und starb an den Folgen. Pfarrer Wild verlor seine Stelle.

Über die schwierigen ersten Jahre der neuen Pfarrei resümierte Gustav Bossert bereits im Jahr 1908: „Und wie armselig nahm sich alles aus, als Raff die Pfarrei übernahm! Wie elend die Wohnung, wie gering das Kirchlein, wie klein der Gehalt ohne Naturalien.“

Das Festprogramm

Samstag, 29. Juni

15 Uhr: Eröffnung der Jubiläumsausstellung im Stadtarchiv, Schönaicher Sträßle 4

17 Uhr: Abendprogramm der Jugend mit Zeltübernachtung im Pfarrgarten

Sonntag, 30. Juni

10 Uhr: Gottesdienst der evangelischen Jugend Leinfelden, Unteraichen, Musberg (ejlum) in der Dreifaltigkeitskirche mit anschließendem Brunch

Freitag, 5. Juli

18 Uhr: Festakt mit Festvortrag von Dr. Hermann Ehmer und Grußworten sowie musikalischer und kultureller Umrahmung; Festhalle, Turnerweg 4

Samstag, 6. Juli

ab 15 Uhr: Großes Dorffest der Dorfgemeinschaft Musberg in der Ortsmitte bei der evangelischen Kirche

18 Uhr: Fassanstich

19 Uhr: Stimmung mit der Partyband Enjoy

Sonntag, 7. Juli

10 Uhr: Festgottesdienst unter freiem Himmel mit Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July in der Ortsmitte

11.15 Uhr: Platzblasen mit dem Posaunenchor Leinfelden-Musberg

ab 12 Uhr: Großes Dorffest mit Unterhaltung für jung und alt , mit Essen und Trinken sowie

Kirchenführungen.

ab 13 Uhr: Spielstraße im Atrium, Kirchplatz 3

Samstag, 13. Juli

19 Uhr: Serenadenkonzert des Posaunenchors Leinfelden-Musberg unter der Leitung von Frank Zuckschwerdt mit alter Bläsermusik, Pop und Swing bis hin zu Musicals; Atrium, Kirchplatz 3, der Eintritt ist frei

Sonntag, 14. Juli

10 Uhr: ökumenischer Gottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde Musberg und der katholischen Kirchengemeinde Hl. Kreuz Musberg; Dreifaltigkeitskirche

19 Uhr: Kirchenchorkonzert zum Thema „Sonnengesang und Sternenklang“ unter der Leitung von Christian König; Dreifaltigkeitskirche

Musberg, evangelische Kirche

Ev. Kirchengemeinde Musberg

Weitere Termine

Freitag, 21. Juli

17 Uhr: Benefizkonzert des Jugendorchesters der Musikschule Leinfelden-Echterdingen; Dreifaltigkeitskirche

Sonntag, 22. September

19 Uhr: Benefizkonzert der Filder-Jazz-Freunde unter dem Motto „Bach trifft Gershwin“; Dreifaltigkeitskirche

3. und 7. November

20 Uhr: Bibelabende mit Prälat Paul Dieterich im Gemeindehaus, Kirchplatz 3

Freitag, 29. November

16 Uhr: Eröffnung der Ausstellung Musberger Krippe (wird bis Februar 2014 gezeigt); Stadtarchiv, Schönaicher Sträßle 4; (ohne Gewähr)