Warum die Kirchheimer Kegler das Dach des württembergischen Kegler-Landesverbands verlassen und künftig in badischen Gefilden abräumen.    

Stuttgart - Das Aufmüpfige liegt den Kirchheimern im Blut. Schon im Jahr 1849 hatte sich eine Schar von Rebellen unter der Teck gesammelt, um auszurücken und das zart sprießende Pflänzlein der Demokratie im benachbarten Baden zu verteidigen. Das revolutionäre Feuer erlosch dann allerdings im nahen Wiesensteig. Das Fähnlein der Aufrechten sparte sich den restlichen Weg, kehrte um und ließ andere Revolution machen. Jetzt, 162 Jahre später, zieht es erneut ein Häuflein Kirchheimer gen Baden. Doch für sie gibt es kein Zurück. Dass die 50 Mitglieder starke Kegelabteilung des örtlichen Vereins für Leibesübungen (VfL) das schützende Dach des württembergischen Kegler-Landesverbands verlässt und künftig in badischen Gefilden abräumt, hat auch etwas mit dem Streben nach Gerechtigkeit zu tun.

 

Die Kirchheimer Kegelrebellen haben beim badischen Landesverband um Asyl nachgefragt, weil sie eine ihrer Ansicht nach undemokratisch durchgepeitschte Satzungsänderung im württembergischen Heimatland nicht mittragen wollen. Ein von den Kegelfreunden als kompliziert und ungerecht empfundenes Punktesystem ersetzt seit dieser Saison die alte, an der Holzzahl orientierte Wertung. Zudem werden pro Spiel nach internationalem Vorbild nur noch 120 und nicht mehr 200 Wurf absolviert. Statt Brackenheim und Feuerbach, den bisherigen Gegnern in der Verbandsliga, heißen die Kontrahenten der in der 2. badischen Landesliga eingestuften Kirchheimer nun KC Vollkugel Eppelheim, Alle Neune Altlußheim und KC Goldener Kranz Reilingen.

"Wir sind sehr gut aufgenommen worden", berichtet Ingo Bräunle, der stellvertretende Abteilungsleiter. Die in den 44 Jahren ihres Bestehens nicht durch revolutionäre Umtriebe aufgefallenen Kirchheimer Kegler hatten aus Protest gegen die Änderung der Wettspielordnung schon in der vergangenen Saison keine Kugel angerührt und freuen sich auf den Neustart. Im Württembergischen Kegler- und Bowlingverband weint man ihnen aber keine Träne nach. "Die Störenfriede sollen ruhig gehen. Dann haben wir endlich wieder Ruhe im Verband", sagt der Verbandssekretär Ernst Krenauer und geht damit verbal in die Vollen. Darauf den traditionellen Keglergruß: "Gut Holz!"