Die Olgakrippe an der Taubenheimstraße ist marode. Abriss und Neubau werden vom Bezirksbeirat dennoch nicht nur positiv beurteilt: Kritisiert wird vor allem, dass es im neuen Gebäude weniger Plätze als zurzeit geben soll.

Bad Cannstatt - Eigentlich, hat der Grünen-Bezirksbeirat Peter Mielert gesagt, müsse man sich für die Olgakrippe schämen. Nicht der Arbeit wegen, welche die Erzieher in der Kindertageseinrichtung leisten, sondern der Bedingungen wegen, unter denen diese getan werden muss. Die letzte Sanierung der im Jahr 1951 wieder aufgebauten Fabrikantenvilla an der Taubenheimstraße liegt Jahrzehnte zurück, das Gebäude, das weder barrierefrei ist noch ausreichend Platz für die zurzeit 110 Kinder in neun Gruppen bietet, ist nicht zu retten. Grundsätzlich freuen sich deshalb alle Fraktionen im Bezirksbeirat über den von der Stadtverwaltung angedachten Neubau an gleicher Stelle.Weniger freudig reagierten die Bezirksbeiräte und die in der jüngsten Sitzung des Gremiums anwesenden Eltern auf die Pläne des Amts für Liegenschaften und Wohnen, in dem Neubau nur noch 90 Kinder in sechs Gruppen unterzubringen. „In Anbetracht des Mangels an Betreuungsplätzen ist es unreflektiert, erst einmal Plätze wegzunehmen anstatt neue zu schaffen“, sagte der stellvertretende Bezirksbeirat Kurt Henzler (SÖS/Linke). Man müsse vielmehr versuchen, noch mehr als die bisher neun Gruppen zu schaffen.

 

Mögliche Ausweichquartiere werden untersucht

Daniel Nikoleizig vom Liegenschaftsamt begründete die Entscheidung damit, dass sich der Neubau in die hochwertige Baustruktur der Nachbarschaft einfügen müsse und der Kurstadtcharakter des Gebiets erhalten bleiben müsse. Außerdem, so Nikoleizig, könne die Zahl der Plätze gegebenenfalls noch steigen: Mehrere Architekturbüros sollen beauftragt werden, einen dem Standort angemessenen Neubauentwurf für eine Kindertageseinrichtung mit sechs oder nach Möglichkeit mehr Gruppen zu entwickeln. Kritisch gesehen wurde unterdessen nicht nur die Zahl der Betreuungsplätze, sondern auch die Frage des Interimsquartiers: Derzeit werden als Ausweichquartiere Container auf dem Parkplatz des Evangelischen Vereins, die geplante Sankt-Josefs-Kindertagesstätte in der König-Karl-Straße und die Schillerschule untersucht. Eine Trennung der Einrichtung für die Dauer der Bauarbeiten halten Eltern und Bezirksbeiräte für problematisch. Es sei den Kindern kaum vermittelbar, warum sie wieder zurück in die Olgakrippe sollten, wenn sie sich woanders wohl fühlten. Auch an dieser Stelle versuchte Nikoleizig zu beruhigen: „Die Interimsquartiere sind mit heißer Nadel gestrickt und können sich noch ändern.“ Ziel der Stadtverwaltung sei nach wie vor, alle Gruppen am selben Ort unterzubringen. Mielert erinnerte in diesem Zusammenhang an einen Antrag des Bezirksbeirats, in dem die Lokalpolitiker vor rund einem Jahr gefordert hatten zu überprüfen, ob das Liebfrauenheim als Ausweichquartier in Frage komme.

Zustimmung gab es vom Gremium für die Anregung von Roland Schmid (CDU). Er wollte wissen, ob bei den Planungen auch über das neben der Olgakrippe gelegene Gelände der Sportklinik gesprochen werde, sollte die Klinik in den Neckarpark ziehen. Nikoleizig warnte vor einer Verzögerung: Sollte man auf eine Entscheidung beim Sportklinik-Standort warten, könnte sich das ganze Vorhaben verschieben.