Das lange Warten hat ein Ende: Für die Erzieher, Eltern und Kinder der Olgakrippe Bad Cannstatt ist endlich der Umzug in ein Interimsquartier absehbar. Das Gebäude an der Taubenheimstraße soll seit Jahren abgerissen und neu gebaut werden.

Bad Cannstatt - Noch kann Beate Wagner es nicht zu 100 Prozent glauben. Einmal zu oft ist sie, sind die Erzieher und Eltern der Olgakrippe enttäuscht worden. „Ich glaube es erst, wenn ich den schriftlichen Mietvertrag vor mir sehe“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Seit Jahren steht fest, dass die Kita an der Taubenheimstraße umziehen soll. Das Gebäude ist marode und nicht barrierefrei; es soll abgerissen und neu gebaut werden. Während der Bauzeit sollen die Kinder in ein Interimsquartier an der Sichelstraße ziehen. Dort war früher die Bil-Schule untergebracht. Doch immer wieder hat sich das Ganze verzögert.

 

Nun heißt es vonseiten des Bildungs- und Schulvereins (BSV), der Träger der Bil-Schulen ist und dem das Gebäude an der Sichelstraße gehört, dass die notwendigen Umbauarbeiten im Plan liegen. „Wir gehen davon aus, dass wir in den Sommerferien damit fertig werden und das Gebäude im September an die Olgakrippe übergeben können“, sagt Muammer Akin, der die Sanierung betreut.

Das Gebäude an der Sichelstraße ist bereits entkernt

Von außen ist an der Sichelstraße allerdings noch nicht zu sehen, dass etwas voran geht. „Wir haben bislang innen alles entkernt, die Böden, sanitären Anlagen und zum Teil die Heizkörper entfernt“, sagt Akin. In wenigen Wochen werde man damit beginnen, die neuen Fenster einzubauen. Auch die Fassade wird erneuert sowie außen am Gebäude ein Aufzug eingebaut. In der Planung seien für die Komplettsanierung 3,2 Millionen Euro veranschlagt gewesen, wie Akin sagt. Vermutlich werde man diesen Betrag aber überschreiten.

Die Olgakrippe an der Taubenheimstraße. Foto: Achim Zweygarth

Die Stadt Stuttgart finanziert 75 Prozent davon, den Rest trägt die Privatschule. „Es ist ein Mix aus Eigenmitteln, einem Kredit und Eigenleistung, wie wir das stemmen“, erklärt Akin. Mitglieder des Vereins haben sich tatkräftig bei den Sanierungsarbeiten beteiligt. „Es ist eine Art der Identifikation“, sagt er. Denn nach der Interimsunterbringung der Olgakrippe werde man dort in eigener Trägerschaft einen neuen Kindergarten einrichten. Dies sei bereits beantragt und auch genehmigt. „Im Sommer 2018 ist die Rückgabe des Gebäudes angedacht, unser Kindergarten könnte dann im Herbst 2018 mit dem Betrieb starten.“ Vorgesehen sind 85 Plätze für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren.

Im Interim ist nur Platz für 90 Kinder

In der Olgakrippe werden 110 Kinder betreut; sobald die Kita in den Interim umzieht, wird es nur noch Platz für 90 Kinder geben, weil in dem Gebäude schlicht weniger Platz ist. Darin und auch in der mehrfachen Verschiebung liegen die Probleme begründet, mit denen Wagner und ihre Kolleginnen zu kämpfen haben. „Wir konnten in letzter Zeit immer nur befristete Verträge für unsere Erzieher ausstellen, weil wir nach dem Umzug ja weniger Personal brauchen, wenn es weniger Kinder sind“, erklärt die Leiterin der Olgakrippe. Und dies in einer Zeit, wo es sowieso schon schwierig sei, gut ausgebildetes pädagogisches Fachpersonal zu finden. „Wir hatten Glück, dass wir die Stellen dennoch immer mit guten Leuten besetzen konnten“, sagt sie.

Ein weiteres Problem war, dass sie die Eltern nicht endgültig über die Schließzeiten der Kita informieren konnte, da nicht klar war, wann der Umzug denn nun stattfinde. Denn dann muss die Krippe für eine Woche schließen; die Eltern mussten also stets fünf Urlaubstage zurückhalten. Auch die Eltern, die auf der Warteliste stehen, konnte Wagner wegen der Planungsunsicherheit lange Zeit nicht informieren – erst kürzlich habe man wieder Hausführungen für interessierte Eltern gemacht und diese dann vertrösten müssen, sagt Wagner.

Es wird mit einer Bauzeit von 20 Monaten geplant

Die Olgakrippe ist eine evangelische Einrichtung; sie existiert seit 140 Jahren. Aus der Entstehungsgeschichte heraus gibt es eine Vereinbarung mit der Stadt – zunächst Bad Cannstatt, nun Stuttgart – über die Unterbringung in einer städtischen Liegenschaft. Weil das Gebäude marode ist, hatte der Gemeinderat 6,75 Millionen Euro für Abriss und Neubau bewilligt. Wann mit den Bauarbeiten an der Taubenheimstraße begonnen werden kann, steht noch nicht fest. „Sobald der Mietvertrag unterschrieben ist, wird der Termin für den Baggerbiss festgelegt“, sagt Thomas Zügel, der Leiter des Amts für Liegenschaften und Wohnen. Er gehe davon aus, dass dieser in der Woche nach Ostern unterschrieben werde.

Beate Wagner bleibt trotz der Nachricht, dass die Umbauarbeiten im Plan liegen, vorsichtig. „Ich freue mich erst, wenn wir tatsächlich umziehen “, sagt sie.