Esslingen geht neue Wege, um mehr Fachkräfte für Kindertagesstätten in die Stadt zu locken. Das ist dringend notwendig, denn der Mangel ist dramatisch.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Der Markt ist heiß umkämpft und die Zahlen sind niederschmetternd: Nur jede zweite Auszubildende, die sich in einer der städtischen Kindertagesstätten in Esslingen für ihren zukünftigen Beruf qualifiziert, bleibt später der Stadt als Arbeitskraft erhalten. Esslingen könnte, wenn die Stadt ausreichend Fachkräfte finden würden, von heute auf morgen neun Kita-Gruppen in Betrieb nehmen. Weitere acht Gruppen sollen in diesem Jahr noch hinzu kommen. Doch rund 30 Stellen sind zurzeit nicht besetzt.

 

Die ursprünglichen Ziele werden verfehlt

All das führt dazu, dass Esslingen die selbst gesteckten Ziele zur Betreuung des Nachwuchses bisher nicht erreicht hat – und das in den kommenden Jahren wohl auch kaum gelingen wird. So war es ursprünglich das Ziel, 2018 rund 44 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Betreuungsplatz anbieten zu können. In der Tat lag die Quote 2018 gerade einmal bei 36,5 Prozent. Die Betreuungsquote bei Ganztagesplätzen für Drei- bis Sechsjährige hätte demnach bei 35 Prozent liegen sollen. Auch hier verfehlt Esslingen das Ziel mit 31,1 Prozent deutlich.

Um die Chancen zu erhöhen, auf dem leergefegten Arbeitsmarkt doch zumindest ab und zu fündig zu werden, hat Esslingen nun ein groß angelegtes Maßnahmenpaket beschlossen, um die Stadt als attraktiven und serviceorientierten Arbeitgeber auf dem Stellenmarkt zu platzieren. Bis zu 2,5 Millionen Euro will die Stadt in die Hand nehmen, um die vor allem für Eltern, die händeringend nach Betreuungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs suchen, unbefriedigende Situation zu verbessern.

Bezahlung nach der Soll-Belegung

Unter anderem sollen die Mitarbeiterinnen in Zukunft nach der Soll-Belegung in den Einrichtungen – und nicht nach dem Ist-Zustand – honoriert werden. Das würde den Betreuern ein sicheres Einkommen garantieren und die Suche nach Fachkräften erleichtern. Auch sollen Führungskräfte und deren Stellvertreter für organisatorische Aufgaben mehr freigestellt werden. Dem hohen Krankheitsstand will man dadurch begegnen, indem man mit den Betroffenen nach Lösungen – eventuell einem Wechsel der Kita – sucht.

Um mehr Personal zu finden, sollen zusätzliche Ausbildungs-, Praktikanten und Freiwilliges-Soziales-Jahr-Stellen geschaffen werden. Auch wird es in Zukunft keine befristeten Stellen mehr geben, denn, so die Erkenntnis: diese lassen sich aktuell überhaupt nicht besetzen.

Ein wichtiger Bereich ist auch die Teamentwicklung und die Mitarbeiterpflege: Bessere Fort- und Weiterbildungsangebote sowie drei Klausurtage pro Jahr, bei denen alle gemeinsam die Jahresplanung ebenso besprechen wie inhaltlich-konzeptionelle Fragen, sollen das Wir-Gefühl in jeder einzelnen Einrichtung stärken. Auch auf der Führungskräfteebene sollen Fortbildungen und Klausurtage ausgebaut und die Wertschätzungskultur verbessert werden. Darüber hinaus gibt es einen ganz praktischen Vorschlag: Mitarbeiterinnen der Kitas erhalten für ihre eigenen Kinder in Zukunft bevorzugt einen Platz in einer Kindertageseirichtung der Stadt. So sollen diejenigen, die früher nach der Familienphase in den Beruf zurückkehren wollen, einen Anreiz erhalten, diesen Plan auch umzusetzen.