Die deutschen Autohersteller laufen in eine gefährliche CO2-Falle, warnt Ferdinand Dudenhöffer vom Forschungsinstitut CAR. Der Autoexperte sieht ein wachsendes Risiko, dass die von Brüssel bis 2020 vorgeschriebene Senkung der CO2-Emissionen zum Klimaschutz nicht erreicht werden.

Stuttgart - Für die deutschen Autohersteller wächst nach einer Studie des Duisburger Forschungsinstituts CAR das Risiko von Strafzahlungen an die EU, weil es immer schwieriger werde, die gesteckten Klimaziele zu erreichen. „Die deutschen Autobauer laufen in eine gefährliche CO2-Falle“, warnt Ferdinand Dudenhöffer, der Chef des Duisburger Forschungsinstituts. Brüssel schreibt Europas Autokonzernen vor, dass die CO2-Emissionen der Fahrzeugflotten bis 2020 im Schnitt auf 95 Gramm pro Kilometer sinken müssen. Das entspricht etwa einem Verbrauch von 3,5 Litern Diesel und vier Litern Benzin auf 100 Kilometer. Andernfalls drohen Strafzahlungen. Dudenhöffer sieht die Erreichung dieses Ziels in Gefahr und begründet das mit drei Trends bei den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland: Wegen des Abgasskandals seien Autos mit Dieselmotor, die bei gleicher Leistung weniger Kohlendioxid ausstoßen als Benziner, immer weniger gefragt; immer stärker gefragt seien dagegen durstige Geländewagen. Drittens kämen die Verkäufe von Elektroautos, so Dudenhöffer, trotz staatlicher Förderung nicht voran.

 

Durstige Geländewagen sind immer stärker gefragt

Der Abgasskandal hat nach dieser Studie dazu geführt, dass die Marktanteile von Diesel-Pkw in Deutschland zurückgehen. Im Oktober habe der Diesel-Marktanteil bei den Pkw-Neuzulassungen mit 44,2 Prozent den niedrigsten Wert seit mehr als fünf Jahren erreicht. Nach eine Prognose des Instituts wird der Diesel-Anteil bereits 2018 den Schwelle von 40 Prozent unterschreiten. Vor dem Abgasskandal hatte noch fast jedes zweite Auto, das neu auf die deutschen Straßen kam, einen Selbstzünder.

Zugleich sieht Dudenhöffer eine zunehmende Dynamik beim Verkauf von Geländewagen. Im vorigen Jahr habe der SUV-Marktanteil noch bei 18,7 Prozent gelegen. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres sei er auf 21 Prozent gestiegen, bis Ende nächsten Jahres soll er nach Einschätzung der Forscher auf mehr als 24 Prozent wachsen. „Damit steigen die CO2-Emissionen im Neuwagenmarkt an“, so Dudenhöffer.

Elektroautos kommen nicht in Fahrt

Trotz der staatlichen Prämie sind Elektroautos laut Studie in Deutschland Ladenhüter. So seien im Oktober trotz Prämie 611 Elektroautos weniger als im Vorjahr – als es noch keine Prämie gab – neu auf die Straßen gekommen. Auch wenn man die Autos mit Plug-in-Hybrid, also einer Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor hinzuzähle, sei der Trend negativ. „Die Autobauer sind einfach zu langsam und schaffen es nicht mal mit der Prämie, in Deutschland den Weg in die Zukunft zu gehen“, kritisiert Dudenhöffer.

Vier Monate nach dem Start der Prämie waren bis Ende Oktober nur 5782 Anträge beim Bundesamt Bafa eingegangen. Matthias Wissmann, der Präsident des Branchenverbands VDA, hat sich vor kurzem dagegen zuversichtlich gezeigt, dass der Absatz von Elektroautos in Schwung kommen wird. „Ich glaube, dass sich der Hochlauf in den Jahren 2017, 2018 und 2019 beschleunigen wird, weil wir dann eine bessere Ladeinfrastruktur und noch mehr Modelle im Markt haben“, sagte Wissmann. „Wir können uns heute vorstellen, dass im Jahr 2025 der Anteil von Elektroautos an den Pkw-Neuzulassungen weltweit bei 15 bis 25 Prozent liegen könne“, sagte der VDA-Präsident auf der Mitgliederversammlung des Verbands und wies darauf hin, dass Experten noch vor kurzem lediglich mit drei Prozent gerechnet hätten. Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass der Verbrauch von Verbrennungsmotoren in den kommenden Jahren durch technische Fortschritte weiter deutlich gesenkt werden könne.