Die Stadt tritt dem Klimaschutzpakt bei. Die meisten Treibhausgase auf der Gemarkung stammen von der A 8.

Heimsheim - Wir haben ja schon einiges getan in Sachen Klimaschutz“, sagte der Heimsheimer Bürgermeister Jürgen Troll im Gemeindrat, „aber uns fehlt noch ein konzeptionelles Vorgehen.“ Das soll sich jetzt ändern, denn der Gemeinderat hat zugestimmt, dass die Stadt dem Klimaschutzpakt des Landes und der kommunalen Landesverbände beitritt. Dieser wurde vor fünf Jahren auf den Weg gebracht und definiert Klimaziele, bei denen die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand eine wichtige Rolle spielt.

 

Für Heimsheim könnte das bedeuten, dass die kommunalen Liegenschaften und die Verwaltung bis zum Jahr 2040 nahezu klimaneutral sind, wobei der Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 um 90 Prozent reduziert wird, erklärte Björn Ehrismann, der die Kommunalberatung beim Energie- und Beratungszentrum Pforzheim/Enzkreis leitet.

Grundlage sind die Jahre 2012 bis 2017

Die Grundlage für ein solches Modell ist die Energie- und CO2-Bilanz von Heimsheim für die Jahre 2012 bis 2017, die der Ingenieur den Gemeinderäten präsentierte und die jetzt fortgeschrieben werden soll. Diese Bilanz zeigt auf, wie viele Tonnen klimarelevanter Treibhausgase in einer Kommune jährlich durch den stationären Energieeinsatz und den Verkehr verursacht werden. Solche Bilanzen sind die Grundlage für ein Überwachen und Steuern der kommunalen Klimaschutzstrategie und machen ihren Erfolg sichtbar.

In Heimsheim stellte im Jahr 2017 der Durchgangsverkehr auf der Autobahn A 8 mit 61 Prozent den mit Abstand größten Faktor beim Energieverbrauch dar, gefolgt von den privaten Haushalten mit 20 und den Gewerbebetrieben mit insgesamt 19 Prozent. Für 2017 lagen allerdings keine Daten zu dem Verbrauch der kommunalen Liegenschaften in der Stadt vor – eine Schwäche dieser Bilanz.

Insgesamt wurden 2017 in Heimsheim 57 000 Tonnen Treibhausgase wie etwa CO2 in die Umwelt ausgestoßen. Das ist pro Einwohner etwas mehr als im Landesvergleich. Betrachtet man nur die privaten Haushalte, so liegt der Energiebedarf für Wärme deutlich unter dem Landesdurchschnitt, beim Stromverbrauch leicht darüber. Der Anteil an Energie- und Stromverbrauch aus Erneuerbaren Energiequellen liegt aber deutlich über dem Landesdurchschnitt. Knapp 30 Prozent des Stromverbrauchs wurden 2017 schon lokal erzeugt, durch Photovoltaik- und Biomasse-Anlagen.

Stadtrat Uwe Braun (CDU) kritisierte, dass die Belastung durch die Autobahn in die Heimsheimer Klimabilanz hineingerechnet wird, weil diese von der Stadt nicht beeinflusst werden kann. Dem stimmte Björn Ehrismann zu. „Wir möchten auch anregen, dass wir diesen Verkehr künftig herausrechnen.“

Positive Entwicklung in Heimsheim

Insgesamt sei eine positive Entwicklung in Heimsheim zu erkennen, so Björn Ehrismann, aber sie müsse deutlich intensiver ausfallen, um den Klimawandel zu stoppen. Ein Energiemanagement könnte ein strukturiertes Vorgehen unterstützen und Einsparpotenziale aufzeigen, etwa auch durch die Sanierung kommunaler Gebäude. Alle Gebäude und baulichen Maßnahmen der Stadt müssten nach ökologischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Es gehe aber nicht nur um bauliche Sanierungen, sondern etwa auch darum, ob in der Verwaltung beispielsweise Ökostrom genutzt werde.

Bürgermeister Troll sagte, dass die Stadt schon einzelne Aktionen gestartet habe, wie das E-Carsharing, für das jetzt die Ladestationen montiert wurden. Die Fahrzeuge dafür sollen voraussichtlich Ende Januar übernommen werden. Bei der Klausurtagung des Gemeinderats wurden weitere Themenfelder abgesteckt: die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, der Ausbau der Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden und eine Thermografie-Aktion für Hausbesitzer. Für Letzteres beschloss jetzt der Gemeinderat aktuell die Übernahme der Pauschalkosten und eine Bezuschussung der mengenabhängigen Kosten mit 50 Prozent. Allerdings braucht die Aktion einigen Vorlauf und wird deshalb wohl erst im nächsten Winter gestartet.

Zum strukturierten Vorgehen bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen fehle ein Konzept, und das wolle man jetzt aufsetzen, so Jürgen Troll. Im Rahmen des Klimaschutzpaktes gibt es diverse Förderprogramme, so auch für einen Klimaschutzbeauftragten vor Ort. Der Bürgermeister hält einen gemeinsamen Beauftragten für die vier Nachbar-Gemeinden im Heckengäu für möglich.