Klimawandel Neue Trinkbrunnen in S-Bahn-Nähe

Der Trinkbrunnen am Marktplatz ist im Sommer sehr nachgefragt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Region legt ein Förderprogramm auf. Der Löwenanteil der Kosten bleibt aber an den Städten und Gemeinden hängen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Vor acht Jahren ist der Antrag der FDP, Trinkbrunnen in S-Bahn-Nähe aufzustellen, von der Regionalversammlung noch glattweg abgelehnt worden. Doch zahlreiche heiße Sommer haben das Bewusstsein dafür, dass Menschen dringend kostenloses kühles Wasser brauchen, auch in den anderen Parteien wachsen lassen.

 

Als nun der Verkehrsausschuss des Regionalparlaments über den neuen Vorstoß der FDP diskutiert hat, ist dabei zumindest ein Förderprogramm herausgesprungen: Der Verband Region Stuttgart stellt jenen Städten und Gemeinden, die in der Region Stuttgart neue Trinkmöglichkeiten schaffen wollen, in den kommenden drei Jahren einen Zuschuss in Höhe von bis zu 300 000 Euro für die Einrichtung von bis zu 30 Trinkbrunnen zur Verfügung.

Höchstgrenzen für die Förderung

Damit unterstützt die Region die Umsetzung der 2023 neu gefassten deutschen Trinkwasserversorgung. Zu den dort festgelegten Maßnahmen gehört es auch, „dass Trinkwasser aus dem Leitungsnetz an öffentlichen Orten durch Innen- und Außenanlagen bereitgestellt wird, soweit dies technisch durchführbar und unter Berücksichtigung des Bedarfs und der örtlichen Gegebenheiten, wie Klima und Geografie, verhältnismäßig ist“.

Ob und inwieweit diese Mittel tatsächlich von den Gemeinden abgerufen werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Denn die Höchstgrenze der Förderung von einem Brunnen im Außenbereich liegt bei 10 000 Euro, im Innenbereich sogar nur bei 5000 Euro. Diese Summe reicht kaum aus, um die Brunnen anzuschaffen. Für die oft deutlich teurere Installation und den laufenden Betrieb sind – so die Eckpunkte des Förderprogramms – die Kommunen zuständig.

Neue Anlagen können sehr teuer sein

Die Kommunen müssen nämlich die Planungs-, Anschluss- und Fundamentarbeiten übernehmen. Auch müssen sie die Liefer- und Speditionskosten sowie die Wartungs- und Betriebskosten für einen mindestens zehnjährigen Betrieb tragen. Regionalrat Philipp Buchholz gab zu bedenken, dass die neue Trinkwasseranlage am Stuttgarter Marienplatz rund 100 000 Euro gekostet habe. Auch der Trinkbrunnen auf dem Stuttgarter Marktplatz habe – ohne Tiefbauarbeiten – immerhin 30 000 Euro verschlungen.

So gesehen sei der Zuschuss der Region eher ein „Nasenwasser“. Auch Frank Buß, in Personalunion Plochingens Bürgermeister und Regionalrat der Freien Wähler, gab zu bedenken, dass die Herausforderung, eine hygienisch einwandfreie Anlage zu schaffen und dauerhaft zu erhalten, zwar nicht unbedingt Kosten im sechsstelligen Bereich verursachen müsse. Eine kostspielige Angelegenheit bleibe sie aber allemal. Zudem müssten noch etliche Fragen, etwa die, wo solche Trinkbrunnen installiert werden könnten, geklärt werden. Die Bahnsteige selber kämen, weil im Besitz der Bahn, dafür jedenfalls nicht in Betracht.

Finanziert aus Strafzahlungen der Bahn

Regionaldirektor Jürgen Wurmthaler verwies auf die Bahnhofvorplätze, die sich oft bereits in kommunalem Besitz befänden. Der Zuschuss der Region solle einen Beitrag leisten, um das Bewusstsein der Kommunen für die Notwendigkeit solcher Trinkbrunnen zu steigern. Finanziert wird das Projekt übrigens durch Einnahmen der Region aus Strafzahlungen, so genannten Pönalen, die die Deutsche Bahn wegen Verspätungen und Versäumnissen im Stuttgarter S-Bahn-Verkehr alljährlich zahlen muss. So gesehen wäre angesichts der aktuellen S-Bahn-Misere also durchaus die Förderung weiterer Trinkbrunnen möglich.

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