Wie benehme ich mich richtig? Was ziemt sich und was nicht? Sechstklässler der Körschtalschule in Stuttgart-Plieningen haben bei einem Kniggekurs mehr dazu erfahren. Nun wissen sie zum Beispiel, wer wem zuerst die Hand reicht.

Plieningen - Premiere in der Körschtalschule: Erstmals ist dort den Sechstklässlern an zwei Seminartagen von der Knigge-Trainerin Gudrun Weichselgartner-Nopper vermittelt worden, wie die Schüler anderen Menschen mit Anstand und Respekt begegnen können. Und wie sie dabei auch selbst einen guten Eindruck hinterlassen. Finanziert wurden die Seminare durch die Roland-Berger-Stiftung, die laut Fatma Sari-Kokkinos, der baden-württembergischen Projektleiterin für Schülerstipendien, solche Workshops künftig an verschiedenen Partnerschulen anbieten möchte. Vier der bislang fünf Partnerschulen der Stiftung im Südwesten sind in Stuttgart, eine weitere in Mannheim.

 

Das Seminar war eine Premiere

„Wir haben dieses Seminar hier das erste Mal an einer Schule ermöglicht“, sagt Fatma Sari-Kokkinos. Sie hat sich in der Körschtalschule selbst ein Bild davon gemacht, ob das Angebot ankommt. Und ob es dazu geeignet ist, Schülern nahezubringen, wie wichtig es im Miteinander ist, anderen Menschen durch die Einhaltung von bestimmten Regeln zu begegnen. Und dies nicht nur, um als junger Mensch beispielsweise bei Bewerbungsgesprächen punkten zu können. „Wir wollen Schüler auf ihrem Weg ins Leben generell begleiten und sie in ihrer Entwicklung unterstützen“, erklärt Sari-Kokkinos das Ansinnen der Roland-Berger-Stiftung, solche Seminar zu finanzieren. Ursprünglich waren nur einzelne leistungswillige und engagementbereite Kinder und Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen durch das Deutsche Schülerstipendium der Stiftung gefördert worden. Inzwischen werden immer mehr Bildungseinrichtungen durch gezielte Partnerschaften in der gesamten Republik durch die Roland-Berger-Stiftung unterstützt und können dadurch – über das reguläre Angebot der Schule hinaus – besondere Angebote für ihre Schüler machen.

Schulleitung freut sich über das Angebot

Die kommissarische Schulleiterin Stefanie Lenuzza freut sich, dass auch die Körschtalschule in den Genuss der Förderung durch die Stiftung kommt. Eine Knigge-Schulung für eine Klassenstufe habe es so bislang nicht gegeben. Teils hätten Schüler aber bereits im Zuge der Berufsvorbereitung bei Benimmseminaren entsprechende Erfahrungen sammeln können.

Viele Umgangsformen haben sich seit 250 Jahren nicht verändert

Mit ihrem Basis-Seminar „Knigge für Kids“ hat Gudrun Weichselgartner-Nopper den Jungen und Mädchen deutlich gemacht, dass es gewisse Konventionen gibt, wie man anderen Menschen begegnet. Diese hat bereits Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in seinem Hauptwerk „Über den Umgang mit Menschen“ formuliert. „Viele der Umgangsformen haben sich seither nicht verändert“, erklärt Weichselgartner-Nopper. Sie vermittelt diese spielerisch, und doch mit dem nötigen Ernst.

So auch, wer wann wen und wo grüßt, um Respekt zu bezeugen; wer dabei wem zuerst die Hand gibt; und wie man sich beispielsweise verhält, wenn man zu einer Feier eingeladen wird: „Als erstes begrüßt man dann natürlich den Gastgeber“, erklärt die Knigge-Trainerin. Sie macht auch klar: Freundlich grüßt immer zuerst derjenige, der eine andere Person als Erstes wahrnimmt. Ob es dabei auch zu einem Handschlag kommt, darüber entschieden aber Alter, Geschlecht und gesellschaftliche Stellung. Die Älteren müssten Jüngeren die Hand reichen, Frauen den Männern, Chefs ihren Angestellten die Hand hinstrecken.