Viele Norweger finden ihren König ein bisschen steif. Doch seit einiger Zeit entdecken seine Landsleute auch andere Seiten an dem Monarchen, der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert. Mit zunehmendem Alter zeigt Harald immer mehr Gefühl.

Oslo - Mit Jubiläen kennt sich König Harald von Norwegen gut aus. Im vergangenen Jahr feierten er und seine Frau, Königin Sonja, das 25-jährige Thronjubiläum. 25 Jahre sitzt der oft als steif und langweilig angesehene Monarch bereits auf dem Thron. 25 Jahre hat er um Anerkennung kämpfen müssen, hat er versucht, aus dem großen Schatten seines überaus populären Vaters, König Olav, zu treten. Und je älter er geworden ist, desto erfolgreicher ist ihm das gelungen. Nun feiert Harald am Dienstag seinen achtzigsten Geburtstag, und die meisten seiner Landsleute sind mittlerweile mächtig stolz auf ihren König.

 

Zur Ruhe setzen will sich der leidenschaftliche Segler, der dreimal an den Olympischen Spielen teilnahm, nicht. „Ich habe einen Eid auf die Verfassung geschworen“, erklärte der Monarch vor Kurzem im norwegischen Fernsehen, „und der gilt ein Leben lang“. Gleichzeitig betonte Harald aber auch, dass er und Königin Sonja mit ihrem Sohn Kronprinz Haakon und dessen Frau Mette-Marit sehr eng zusammenarbeiteten. „Wir vier sind ein Team. Wir arbeiten eng zusammen, haben regelmäßige Treffen und reden viel miteinander“, erklärte Harald.

Sein Alter sei für ihn bislang kein Problem, versicherte der Monarch. „Ich habe immer gedacht, mit 80 sei man uralt, doch ich fühle mich überhaupt nicht alt“, betonte er. Und er sagte: „Das Alter – ach, das ist doch nur eine Zahl“.

Harald musste in die Fußstapfen seines charismatischen Vaters treten

Harald wurde am 21. Februar 1937 in Skaugum bei Oslo geboren. Während des Zweiten Weltkrieges schickte man den kleinen Kronprinzen für einige Zeit ins Exil in die USA. Sein Vater König Olav V. jedoch kämpfte von London aus gegen die deutsche Besatzung. Das brachte ihm nach dem Krieg enorme Sympathien und Dankbarkeit seiner Landsleute ein. Als König Olav V. am 17. Januar 1991 nach langer Krankheit mit 87 Jahren starb, musste sein Sohn Harald in die großen Fußstapfen seines charismatischen Vaters treten.

„Es war zu Beginn für mich sehr, sehr schwer“, gibt der Monarch heute zu. „In der ersten Zeit habe ich mich manchmal gefragt, ob ich das überhaupt schaffen kann“. Er schaffte es. Auch dank seiner Frau, um die er kämpfen musste. Sein Vater war gegen die Hochzeit mit einer Bürgerlichen, doch Harald blieb eisern, und der Vater gab schließlich nach. 1968 heiratete er seine Sonja, die ihn seitdem als Königin bei seiner zumeist repräsentativen Rolle tatkräftig unterstützt.

Harald fand bei der Trauerfeier für die Opfer von Anders Breivik die richtigen Worte

So auch im Juli 2011, als der Rechtsterrorist Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya insgesamt 77 junge Menschen ermordete. König Harald fand bei der Trauerfeier im Osloer Dom die richtigen Worte, spendete Trost und schämte sich auch nicht wegen seiner Tränen. Auch wenn es immer einmal wieder Kritik in Norwegen an dem teuren Lebensstil der Königsfamilie mit Schlössern, Jachten und ausgedehnten Urlauben gibt, hat die große Mehrheit der Norweger ihre Königsfamilie ins Herz geschlossen.

Als Harald im vergangenen Jahr in einer bewegenden Rede seine Landsleute zu mehr Toleranz gegenüber Andersdenkenden aufrief, hatte er das letzte Eis gebrochen. Wegen der im Zuge der Flüchtlingskrise auch in Norwegen zunehmenden Ausländerfeindlichkeit forderte er mehr Mitmenschlichkeit. „Norwegen seid ihr. Norwegen sind wir, Norwegen ist eins“, sagte er mit klarer Stimme. An die Adresse jener, die Asylbewerber und Homosexuelle in dem kleinen skandinavischen Land bedroht haben, erklärte er: „Norweger sind Mädchen, die Mädchen lieben, Jungen, die Jungen lieben, und Jungen und Mädchen, die sich gegenseitig lieben. Norweger glauben an Gott, an Allah, alles und nichts.“

Dann sagte er noch etwas, das viele Norweger auf das nicht immer unumstrittene Königshaus stolz machte und ihnen aus dem Herzen sprach. „Zuhause ist da, wo unser Herz ist. Das lässt sich nicht immer mit Landesgrenzen beschreiben.“ Millionenfach wurde sein Appell auf Youtube und Facebook geklickt, die Medien sprachen von einer „historischen Rede“.

Seinen 80. Geburtstag will König Harald nur im Kreise seiner engsten Familie feiern. Die richtig große Sause muss warten, denn erst im Sommer soll es richtig krachen. Dann feiert Königin Sonja ebenfalls ihren 80. Geburtstag. Niemand zweifelt mehr daran, dass ihr Gatte dann erneut zu Höchstform auflaufen wird.