Die spanischen Prinzessinnen Leonor und Sofia kommen ihren Fußball-Helden ganz nah.

Madrid - Spaniens Kronprinz Felipe sprach seinen Landsleuten aus der Seele. „Diese Mannschaft ist einfach unschlagbar“, sagte er nach dem 4:0-Sieg der spanischen Elf im Finale der Fußball-EM gegen Italien. Für die Spanier ist „La Roja“ (die Rote), wie das Nationalteam aufgrund seiner roten Trikots genannt wird, schon jetzt zu einer Fußball-Legende geworden.

 

„Sie wird den Fans unvergessen bleiben - ähnlich wie die berühmten Mannschaften Brasiliens mit Pelé, der Niederlande mit Johan Cruyff oder Argentiniens mit Diego Maradona“, betonte das Sportblatt „Marca“ und ließ keinen Zweifel zu: „Spanien und niemand sonst hat das beste Fußball-Team aller Zeiten.“

Der EM-Gewinn löste im ganzen Land einen beispiellosen Jubel aus, denn den Spaniern war etwas gelungen, was vor ihnen kein anderes Land geschafft hat: Sie gewannen nach der EM 2008 und der WM 2010 den dritten Titel in unmittelbarer Folge. Hunderttausende Fans im ganzen Land feierten bis tief in die Nacht eine Fußball-Fiesta. Allein in Madrid strömten nach dem Abpfiff des Finales 100.000 Hauptstädter am Cibeles-Brunnen zusammen.

Empfang bei König Juan Carlos

Dort bereiteten die Fans ihren Helden auch am Tag danach einen begeisterten Empfang. Zehntausende jubelten den Nationalspielern zu, die in einem offenen Bus durch das Zentrum Madrids fuhren. Die Feuerwehr verschaffte den in der prallen Sonne ausharrenden Fans mit Wasserschläuchen eine Abkühlung. Vor der Siegesfeier waren die Europameister von König Juan Carlos im Zarzuela-Palast empfangen worden. „Ihr habt uns eine große Freude gemacht“, sagte der Monarch in einer kurzen Ansprache. „Nicht allein uns, sondern ganz Spanien.“

Spanien trägt Rot. Die Trikots der Nationalelf sind zum großen Verkaufsschlager im ganzen Land geworden. In fast allen Städten waren Großbildschirme aufgestellt worden, auf denen die Fans das Finale verfolgen konnten. Nur wenige Metropolen in Katalonien oder im Baskenland - wie Barcelona oder Bilbao - hatten ein Public Viewing auf öffentlichen Plätzen abgelehnt. Das Fernsehen verzeichnete einen Zuschauerrekord: Das EM-Finale war das meistgesehene Fußballspiel in der spanischen TV-Geschichte.

Die spanischen Fans waren überrascht, mit welcher Leichtigkeit das Team von Vicente del Bosque den 4:0-Sieg über Italien herausgespielt hatte. „Spanien zeigte die glänzendste Fußballshow, die man je in einem EM-Finale gesehen hat“, meinte das Sportblatt „As“.

Uneinigkeit herrschte allein darüber, welchen Spieler man denn als den Helden der EM und des Finales feiern sollte: den Torwart und Kapitän Iker Casillas, der bei der EM nur einen Gegentreffer kassierte, den Regisseur Xavi, den eleganten Dribbler Andrés Iniesta oder den Linksverteidiger Jordi Alba, die große Entdeckung der EM? „Marca“ schlug einen Ausweg vor: „Die ganze Mannschaft sollte den Goldenen Ball für den Weltfußballer des Jahres bekommen.“

Der EM-Gewinn bedeutete ein Erfolgserlebnis für ein Land, das unter Rezession, Schuldenkrise und Arbeitslosigkeit leidet. „Die Selección hat erreicht, dass Millionen von Spaniern glücklich sind“, sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy, der kürzlich bei der EU Hilfen für marode spanische Banken beantragen musste. „As“ wandte allerdings ein: „Der Fußball bereitet Freude, aber er löst die Probleme nicht.“

Die Siegesfeiern erreichten ein ungewohntes Ausmaß. Spaniens Nationalmannschaft hatte bei den Fans jahrzehntelang im Schatten der großen Clubs wie Real Madrid oder FC Barcelona gestanden. Dies hat sich grundlegend geändert. Seit dem Gewinn der EM 2008, der WM 2010 und der jetzigen EM-Titelverteidigung haben die Spanier ihre Liebe zur „La Roja“ vollends entdeckt.

Die Euphorie hat nicht allein mit dem Gewinn von Titeln zu tun. Die Spanier sind auch stolz auf ihre Nationalelf, weil sie mit ihrem Kurzpass-Spiel einen Stil geschaffen hat, den Teams in aller Welt nachzuahmen versuchen. Aber damit nicht genug: Die Spieler der Selección haben sich auch mit ihrer Fairness und ihrem beispielhaften Verhalten hervorgetan. Zudem sind Trainer Del Bosque und seine Spieler trotz der Erfolge bescheiden geblieben.