Von Rindermagen über Gorillagedärm bis zur Haifischlunge: die „Körperwelt der Tiere“ in der MHP-Arena in Ludwigsburg zeigt die Anatomie der Tiere. Über 100 Tierexponate sind in dieser Inszenierung zum ersten Mal zu sehen.

Ludwigsburg - Die Elefantenkuh Samba ist überlebensgroß. Die Muskelstränge an ihren Beinen sind aufgefächert, um den Blick in ihr Inneres zu ermöglichen. Damit der Koloss stabil steht, durchzieht den Körper ein rotes Metallgerüst, welches das Gefäßsystem nachahmt und den Korpus zugleich etwas vergrößert. Das alles dient dem besseren Blick auf die tierische Anatomie. Denn darum geht es in der Ausstellung „Körperwelten der Tiere“, die von Donnerstag an in der MHP-Arena in Ludwigsburg zu sehen ist. Ihr Ziel ist es, die Besucher unter Haut und Fell von Haifisch, Gorilla oder Giraffe schauen zu lassen.

 

Aber Samba, das größte Tier der Ausstellung, ist noch nicht das Maß aller Dinge, ginge es nach den Vorstellungen des Plastinators Gunther von Hagens. Er hofft nämlich, mit seinem Team irgendwann noch einen Blauwal für eine Ausstellung präparieren zu können. Doch dieser Traum ihres Ehemanns, so sagt Angelina Whalley scherzhaft, werde hoffentlich nie wahr werden. Nicht dass Whalley es Hagens nicht gönnen würde. Aber sie weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Arbeit schon ein angeschwemmter Pottwal machen kann, und wie rasend schnell im Bauch eines so großen Tieres der Verwesungsprozess einsetzt – dann besteht Explosionsgefahr.

Ein 60-köpfiges Team kümmert sich um die Plastination

Dem müssen die Plastinatoren zuvorkommen. Sie müssen das konservierende Formaldehyd, bevor dieser Prozess einsetzt, in das Gefäßsystem des zu plastinierenden Tieres pumpen. „Danach haben wir alle Zeit der Welt“, sagt die Ausstellungsmacherin. Dann können die Präparationsexperten in Ruhe in vielen Schritten das Gewebe entfernen, Muskeln, Organe und Skelett aufbereiten und das Tier in einem letzten Schritt in Positur bringen.

Plastiniert wurden bei dem Pottwal einst nur Herz, Penis und Bronchialraum. Die Elefantenkuh der Ausstellung aufzubereiten dauerte drei Jahre und kostete, so Whalley, drei Millionen Euro. Ein Blauwal, denkt sie laut nach, würde das 60-köpfige Team aber an den Rand seiner Kapazitäten bringen und ist deshalb Zukunftsmusik.

Whalley betont: kein Tier wird getötet, um ausgestellt zu werden

Samba starb 2005 an Herzkreislaufschwäche im Neunkirchener Zoo. Wie alle anderen Tiere der Ausstellung sei sie nicht getötet worden, um plastiniert zu werden, versichert Whalley. Doch Sambas Existenz war der Anlass, über eine gesonderte Tierausstellung parallel zu der mit den menschlichen Exponaten nachzudenken.

Bis zur Eröffnung in Ludwigsburg zählt jede Minute. Seit Freitag sind die Arbeiter und die Ausstellungsmacherin Whalley am Aufbauen. 100 Exponate sollen durch Lichtakzente und Filmmaterial in Zusammenarbeit mit der „National Geographic“ in Szene gesetzt werden. Man merkt es kaum, dass die Schau im Grund ein Abfallprodukt der rigiden US-amerikanischen Einfuhrbestimmungen ist. Einige der Exponate sollten durch Nordamerika touren. Aber die Behörden sagten Nein. „Was sollen sie bei uns im Lager stehen“, sagt Whalley. Sie konzipierte stattdessen die Schau, die in Ludwigsburg nach dem Publikumserfolg der „Körperwelten“ vor zwei Jahren so zum ersten Mal zu sehen ist.

Veranstalter sehr Schau als Beitrag zum Artenschutz

„Wir Menschen ähneln den Tieren viel mehr als wir denken“, erklärt Whalley, die Humanmedizinerin ist und eigentlich einmal Chirurgin werden wollte. Für sie ist die Ausstellung auch als Mahnung an die Menschen gedacht, „in ihrem Eigennutz zurückzutreten, weil wir damit den Lebensraum der Tiere zerstören“. Der Einblick in die Anatomie der Tiere solle aufklären. „Ohne Wissen und Einblick können wir kein verantwortliches Handeln erwarten.“ Und so sollen der Hai mit seinem fein verzweigten Gefäßsystem, die trächtige Ziege und der Braunbär, der Gorilla und die in zwei Hälften geteilte Giraffe Eindrücke vermitteln, die „Menschen staunen lassen, weil sie sie so noch nicht erlebt haben“.

Infos zur Ausstellung

Ausstellung Die Schau „Körperwelten der Tiere“ ist von 19. Juni bis 18. September in der MHP-Arena in der Schwieberdinger Straße 30 zu sehen. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 18 Uhr. Samstags und sonntags ist von 10 Uhr an offen.

Eintritt Einzeltickets für Erwachsene kosten 15 Euro. Kinder und Jugendliche zahlen neun Euro Eintritt. Familientickets (zwei Erwachsene, zwei Kinder oder ein Erwachsener und drei Kinder) kosten 40 Euro. Gruppentickets sind ab acht Euro zu haben. Alle Karten sind an allen Easyticket-Verkaufsstellen und an der Tageskasse oder im Internet unter www.koerperweltendertiere.de erhältlich.