An den Universitäten und in den Studierstuben der Gelehrten wird so viel Wichtiges durchdacht. Unsere Kolumnistin würde gern mehr davon in ihren Alltag integrieren.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man staunt ja manchmal, womit andere Menschen ihre Zeit verbringen. Eine Freundin hat gerade einen Kongress besucht zum Thema „Perverse Assemblages“. Es ging um mediale Dispositive, Wahrnehmungskonfigurationen und Rezeptionsräume. „Total interessant“, meinte sie. Ich könne mir ruhig auch mal Gedanken darüber machen, inwiefern perverse Gefüge Territorialierungen und Codierungen reformulieren.

 

„Alles Klärchen, Bärchen“, hab ich gesagt und schnell das Thema umgelenkt auf Robert Gernhardt, der auch mal etwas über perverse Gefüge geschrieben hat: „Ja, meine Reime sind recht teuer: per Vers bekomm ich tausend Eier.“

Das allgemein Intelligible und das intelligible Allgemeine

Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch mal etwas Vernünftiges gelernt hätte. Zum Beispiel über das Subjazenz-Prinzip. Ich habe Seminare besucht zur modularen Architektur und Parametrisierung der Generativen Grammatik. Ich meine mich sogar dunkel zu erinnern, dass ich mal den Unterschied kannte zwischen dem allgemein Intelligiblen und dem intelligiblen Allgemeinen im Allgemeinen.

Und heute? Sitze ich hier und mache Späßchen, Häschen. Begrüße die Leserschaft mit einem fröhlichen Hallöchen Popöchen. Huhu, Frau Schuhu. Cheers Dears!

Dabei gäbe es so viel wichtigere Dinge zu reflektieren. Stichwort: Diskursgenealogie. Orlanding in der queeren Burlesque. Oder die polyfone Hinterfragung von Identitätsfacetten. Die Freundin wird als Nächstes zu einem Vortrag gehen über die Gewordenheit der Kontingenzgesellschaft. Schlauch nicht echt. An und Pfirsich klingt das ausgebrochen klug. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es dabei ungefähr darum: Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort.

Küsschen aufs Schnüsschen

Wobei das ja Jever sagen kann. Das muss deshalb noch lang nicht Warstein.

Schade, jetzt bin ich gerade auf den Geschmack gekommen, mich vielleicht mal mit dem Stigma im Antiporträt zu beschäftigen. Oder mit der Nichtung der Selbigkeit. Das wäre sicher total interessant. Aber leider heißt es schon wieder Tschö mit ö. Nix mehr mit Klausimausi als Studi-Rudi. Stattdessen: Küsschen aufs Schnüsschen, bis Baldrian.

Wobei: kurz noch mal Halt im Wald. Stopp im Shop. Ich krieg per Vers zwar keine Eier, bin aber trotzdem schlau wie Meier. Was ich hiermit beweisen tu: Im Meer schwamm Einstein, als er rief „O je, das ist hier rela tiv!“