Ein YouTube-Video zweier syrischstämmiger Schwestern setzt ein schlichtes, aber eindrucksvolles Zeichen gegen das Blutvergießen im Nahen Osten. Mehr als eine Millionen Mal ist es seit der Veröffentlichung vor zwei Wochen angeklickt worden.

Stuttgart - Bomben über Syrien, Selbstmordattentate im Irak, die Scharmützel zwischen Hisbollah und israelischer Armee im Libanon 2006 und der nicht enden wollende Kampf um Palästina: Der Nahe Osten ist seit mehr als 60 Jahren ständiger Schauplatz von Hass, Zerstörung und blutiger Gewalt. Ein schlichtes Video auf YouTube setzt nun ein eindrucksvolles Zeichen gegen den sinnlosen Krieg. Knapp zwei Wochen nach seiner Veröffentlichung ist das mit „To Our Countries“ betitelte Video von zwei syrischstämmigen Schwestern aus Schweden, Rihan und Faia Younan, mehr als eine Millionen Mal angeklickt worden.

 

Die in dunkelblauen Shirts gekleideten Schwestern stehen vor einer schlichten weißen Wand. Die eine, Rihan, beginnt zu sprechen, auf ihrer Stimme liegt ein Hall. Sie spricht über den Bürgerkrieg in Syrien, der so vielen Menschen so viel Leid bringt. Ihre Schwester Faia singt; sie singt mit ihrer klaren, Raum ergreifenden Stimme Lieder über jene Länder, die schon so oft Opfer gewaltsamer Auseinandersetzungen geworden sind.

In Rihans stechend blauen Augen liegt eine stolze Entschlossenheit, während sie von dem „verrückten, egoistischen und unlogischen Krieg“ in Syrien spricht, der „Seelen, Herzen und Geist zerstört“ hat, als er „heimlich durch die Türen geschlichen ist, ohne anzuklopfen“ um sich „in den Häusern breitzumachen und ihre Besitzer bloßzustellen“. In ihren ruhigen, bedachten Worten liegt die Kraft, und in den stets leicht feuchten Augen der Schwestern die Authentizität, die ein Video, in dem genau genommen wenig passiert, zu einem Video werden ließen, das um die Welt geht.

“To Our Countries“ ist in erster Linie eine Anklage gegen die Ungerechtigkeiten des Krieges, ein Appell gegen das Blutvergießen von immer neuen Protagonisten, die nur allzu bereitwillig die Waffen aufeinander richten. Rihan und Faia strecken die Hand aus für die Menschen, deren Stimme bei der Berichterstattung über die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten zumeist ungehört bleiben: die breite Bevölkerung, die um den Krieg in ihrem Land nie gebeten hat. Genauso wie sie sind es Menschen mit Bedürfnissen, Wünschen und Träumen, die im blutigen Konflikt in den Hintergrund gedrängt wurden. Rihan und Faia erinnern mit Leidenschaft an die Schönheit ihrer Heimatregion, an ein einst stolzes Gebiet, das viel mehr ist als ein Kriegsschauplatz.

Außer den beiden Schwestern waren auch Migranten aus dem Irak, Palästina und dem Libanon an dem Video beteiligt. Viele YouTube-Kommentatoren zeigten sich berührt von dem Video. Dass der Clip den Nerv der Zeit getroffen hat, merkt man allerdings auch daran, dass einige User ihn zum Anlass nahmen, Grundsatzdiskussionen anzufangen - über die Legitimität von Palästina, Perspektiven für Frieden in Nahost oder die Auslegung des Islams. Auf Twitter erhielt das Video unter dem Hashtag #ToOurCountries zumeist positive Resonanz.