Es herrschen schwierige Zeiten – auch unterirdisch in der Klett-Passage. Das musste unsere Kolumnistin beim Kauf von Blumen an einem Sonntagmorgen feststellen.

Stuttgart - Die letzten weißen Rosen recken sich aus dem Eimer, ich habe sie sofort gesehen. Sie leuchten über Gerbera in knalligem Rosa und Orange, die wirken, als wären sie aus Kunststoff. Im offenen Verkaufsraum hängt der typische feuchte Dunst von Farn, Moos und Grünzeug, noch frischer als sonst, weil sein Duft so stark gegen den Geruch der Klett-Passage absticht: U-Bahn-Dünste aus Schmieröl und verbranntem Gummi, den gefangenen Atem aller, die täglich durch das unterirdische Labyrinth hetzen, verschüttetes Bier, Urin und Schnaps, heimlich gerauchte Zigaretten, feuchte Mäntel, heißes Fett aus den Fressständen, einen Hauch bedruckten Papiers vom Zeitungskiosk.