Wie lebten deutsche Juden Anfang des 19. Jahrhunderts? Was fühlten sie? Wovon träumten sie? In einem Buch von Fanny Lewald findet unsere Kolumnistin viele anschauliche Antworten.

Stuttgart - Jenny ist verliebt. Gustav, ihr Hauslehrer, hat es seiner Schülerin angetan: „Weit über die gewöhnliche Größe schlank und doch sehr kräftig gebaut, hatte er eine jener Gestalten, unter denen man sich die Ritter der deutschen Vorzeit zu denken pflegte.“ Da er die Liebe des schönen Mädchens erwidert, stünde einem glücklichen Ende nichts entgegen. Doch Gustav sieht seine Berufung in der Arbeit als evangelischer Pastor. Jenny ist Jüdin. In ihrem 1843 erschienen Roman „Jenny“ hat die Schriftstellerin Fanny Lewald, 1811 in Königsberg als Tochter jüdischer Kaufleute geboren, das schwierige Zusammenleben von Juden und Christen im Deutschland des Vormärz beschrieben.