Seit 77 Wochen steht der Roman „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus, der sich um eine Chemikerin dreht, die sich im Jahre 1961 nicht mit den Grenzen abfinden will, die ihr eine von Männern dominierte Welt auferlegt, auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Er trifft einen Nerv. Wie ist das heute? Sind Frauen in Unis und Wissenschaft heute nicht mehr benachteiligt?

Seit 77 Wochen steht der Roman „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus auf der „Spiegel“-Bestsellerliste. Die (fiktive) Geschichte der amerikanischen Chemikerin Elizabeth Zott, die sich im Jahre 1961 nicht mit den Grenzen abfinden will, die ihr eine von Männern dominierte Welt auferlegt, hat offensichtlich einen Nerv getroffen. Kein Wunder. Man leidet mit, wenn der Direktor ihres wissenschaftlichen Instituts Elizabeths brillante Forschungsergebnisse nicht nur als seine Arbeit ausgibt, sondern auch noch unter seinem Namen publiziert, während er gleichzeitig alles daransetzt, Elizabeth zu demoralisieren und zu degradieren. Obwohl die sich mutig und tatkräftig zu wehren weiß, wird sie immer wieder Opfer sexueller und verbaler Übergriffe ihrer männlichen Kollegen und Chefs. Die zeichnen sich vor allem durch fachliche Inkompetenz aus und machen allein aufgrund ihres Geschlechts Karriere. Es ist diese Ungerechtigkeit gepaart mit der Hoffnung, Elizabeth möge endlich bekommen, was ihr zusteht, die einen gebannt weiterlesen lassen. Dass die Autorin diesen Wunsch dann etwas übererfüllt, weil die Bösen am Ende ihre gerechte Strafe erleiden und sich alles, wirklich alles in Wohlgefallen auflöst, ist dann doch ein wenig märchenhaft. Aber sonst wäre es vermutlich kein Bestseller. Dass der Roman zu einem solchen wird, scheint der amerikanische Buchkonzern Penguin Random House einkalkuliert zu haben, sonst hätte er keine zwei Millionen Dollar für die Rechte an einem Erstlingswerk bezahlt.