Als Zehnjährige hat Paula den baden-württembergischen Ministerpräsidenten interviewt und Kinder im SOS Kinderdorf besucht: Sie war Kinderreporterin der Stuttgarter Kinderzeitung. Heute studiert die 19-Jährige Medizin in Heidelberg und denkt gerne an diese Zeit zurück.

Kinderzeitung: Maresa Stölting (mst)

Die Kinderzeitung feiert ihren zehnten Geburtstag. Die ersten Leserinnen und Leser sind mittlerweile erwachsen. Woran erinnern sich die Kinderreporter von damals bis heute? Wir haben bei Paula nachgefragt: Sie ist nun 19 Jahre alt und studiert Medizin.

 

Hallo Paula, du warst schon 2014, also im ersten Jahr der Kinderzeitung, als Reporterin dabei. Was war dein größtes Highlight als Kinderreporterin?

Das Interview mit Winfried Kretschmann, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten. Das war total aufregend. Am Anfang wusste ich gar nicht wirklich, wer das ist. Da war ich zehn Jahre alt. Meine Mutter hat mich darauf ein bisschen vorbereitet und mir erklärt, wer das ist.

Ist dir von diesem Treffen etwas besonders im Gedächtnis geblieben?

Ja. Wir saßen in einem Raum und haben total gespannt gewartet. Als er dann reinkam, hat sein Pressesprecher ihn direkt zurückgedrängt: „Da ist ein Fleck auf dem Hemd.“ Darum ist Winfried Kretschmann nochmal hochgegangen und hat sich umgezogen. Kaum war er da, war er wieder weg. Das war einfach lustig, damit hat niemand gerechnet. Das macht ihn ja auch menschlich. Ich habe mir dann vorgestellt, dass er da oben einen Schrank hat mit lauter gleichen Hemden, falls so etwas passiert.

Und fandest du ihn damals sympathisch?

Ja – ich finde, er hat das mit uns Kindern echt gut gemacht, vielleicht auch, weil er ja früher Lehrer war. Ich habe das so wahrgenommen, dass er auf unsere Fragen eingegangen ist und uns ernst genommen hat. Das kommt bei Kindern immer gut an.

Gab es auch mal ein Interview, bei dem es etwas schwieriger war?

Einmal waren wir bei den Friedensforschern. Das Thema war natürlich sehr schwierig für uns Kinder – über Frieden und Krieg zu sprechen. Das war für beide Seiten am Anfang etwas schwierig, aufeinander zuzugehen. Im Endeffekt hat es dann gut geklappt. Wir haben eine Mitte gefunden, in der wir uns gut unterhalten konnten. Sowohl für uns Kinder, die sich mit diesem Thema nicht so gut auskannten, aber auch für die Erwachsenen, sich auf einem Niveau zu unterhalten, das wir Kinder verstehen.

Erzählst du auch heute noch manchmal von deinen Einsätzen als Kinderreporterin?

Ja. Im letzten halben Jahr tatsächlich noch mehr als so vor zwei Jahren. Ich habe mit dem Studium angefangen und dabei trifft man viele neue Leute. Es gibt viel Small Talk. Wenn dann eine lustigere Atmosphäre ist, dann erzähle ich auch mal davon. Das sind einfach Sachen, die hat nicht jeder gemacht. Ich habe sowieso als Kind viel erlebt. Ich war viel unterwegs, habe viele Ausflüge mit meinen Eltern, der Schule und mit verschiedenen Gruppen gemacht. Aber gerade das, was ich mit der Kinderzeitung erlebt habe, zum Beispiel auch den Besuch im SOS Kinderdorf, dazu hatten viele nie die Möglichkeit.

Woran erinnerst du dich noch zu diesem Besuch?

Das war tatsächlich wie eine andere Welt. Ich bin als Einzelkind mit meinen Eltern in einer Wohnung aufgewachsen und bin mit meinen Freunden in die Schule gegangen. Im SOS Kinderdorf leben Kinder, die von ihrer leiblichen Familie wegmüssen, aus verschiedensten Gründen. Manche dürfen ihre leibliche Familie noch sehen, bei anderen ist das nicht möglich. Ich habe mich damals mit verschiedenen Leuten unterhalten, mit Erwachsenen, wie der Leiterin des Kinderdorfs, aber auch mit den Kindern, die dort leben. Sie haben mir ihr Dorf gezeigt. Wir sind über einen Basketballplatz gelaufen und ich habe ihre Kinderzimmer gesehen, die ganz individuell waren. Das hatte ich so nicht erwartet, dass das Dorf so familiär ist. Und es war schön zu sehen, wie lebensfroh alle waren und wie sie mir all die positiven Seiten daran gezeigt haben. Ein Mädchen war ungefähr so alt wie ich, wir haben uns ganz gut verstanden. Eine Zeit lang haben wir übers Handy noch Kontakt gehalten.

Wie hat dich deine Zeit als Kinderreporterin bei uns geprägt?

Ich war schon als Kind eine eher offene Person und mir hat es nicht viel ausgemacht, auf fremde Leute zuzugehen. Aber es ist natürlich etwas anderes, ob man auf einen Klassenkameraden zugeht, den man noch nicht kennt, oder auf einen wichtigen Politiker und ihm Fragen zu stellen. Ich glaube, dass mich das ein Stück weit noch mehr dazu gebracht hat, diesen Mut zu haben und zu wissen, ich kann mich in so einer Situation behaupten.

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Maresa Stölting ist die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung. Das 24-seitige Magazin erklärt Kindern die Welt und kommt jeden Freitag druckfrisch zu Ihnen nach Hause. Probeabo bestellen geht hier