Michael Endes Märchenroman „Momo“ ist vor 50 Jahren erschienen. Pünktlich zum Jubiläum wurde es neu als Hörspiel aufgenommen. Die elfjährige Paula aus Stuttgart spricht darin die Hauptrolle.

Kinderzeitung: Maresa Stölting (mst)

Das Mädchen Momo hat eine ganz besondere Gabe: Sie kann zuhören, wie niemand sonst. Darum bekommt sie viel Besuch in dem Amphitheater, in dem sie alleine lebt. Doch als die grauen Herren von der Zeitsparkasse in die Stadt kommen, bleibt Momo meist alleine – bis sie sich auf den Weg macht, die Zeitdiebe zu stoppen. Michael Endes Geschichte ist bis heute aktuell. Zum 50-jährigen Jubiläum wurde sie neu aufgenommen, zum Beispiel leiht Andreas Fröhlich („Die drei Fragezeichen“) Meister Hora seine Stimme. Die elfjährige Paula aus Stuttgart hat die Hauptrolle übernommen.

 

Hallo Paula, wie bist du dazu gekommen, „Momo“ in dem neuen Hörspiel zu sprechen?

Als ich in der vierten Klasse war, hatte ich eine tolle Klassenlehrerin, die viel mit uns unternommen hat. Einmal hat sie eine Frau vom SWR eingeladen, damit sie ein Hörspiel mit uns aufnimmt. Dafür hatte ich die Geschichte geschrieben: ein Abenteuer, das die ganze Klasse erlebt. Alle Schüler haben bei diesem Hörspiel etwas gesprochen. Die Frau vom SWR hat dann zu mir gesagt, dass ich gut war und dass sie sich meine Stimme merken wird. Sie wollte die Telefonnummer meiner Eltern und ein paar andere Daten. Und irgendwann wurden wir dann informiert, dass eine Stimme für „Momo“ gesucht wird.

Was ist dann passiert?

Ich wurde zum Casting eingeladen. Zuerst haben wir einen kleinen Ausschnitt mit dem Handy aufgenommen. Damit bin ich unter die letzten fünf gekommen. Die nächste Runde fand online statt. Da musste ich live etwas vorsprechen. Am nächsten Morgen bekam ich direkt den Anruf, dass ich Momo sprechen soll.

Und dann ging es für dich nach Berlin . . .

An drei Wochenenden sind meine Mama und ich mit dem Zug dorthin gefahren. Ich war auf der Fahrt immer voller Vorfreude, dass ich das jetzt machen darf. Im Tonstudio waren auch die Sprecher von den anderen Rollen da. Zum Beispiel Andreas Fröhlich, der den Meister Hora spricht. Wir standen in einem abgesonderten Raum, mit zwei Vorhängen und zwei Türen. Die mussten wir immer verschließen, damit keine Geräusche da durchkommen. Sogar wenn man ganz leicht am Pult gekratzt hat, hat man das gehört, weil das Mikrofon sehr, sehr fein ist.

Worauf musstest du beim Sprechen achten?

Auf einem Pult lag der Text. Da habe ich mir alles markiert, was ich vorlesen musste. Aber man darf eben nicht hören, dass ich vorlese – ich muss sprechen, als wäre ich Momo. Da muss man Gefühle reinstecken, damit die Zuhörer spüren, dass man das ernst meint, was man sagt. Etwa, wenn es eine sehr traurige Szene ist. Darauf kommt es für mich bei einem Hörspiel an: dass man sich als Zuhörer in die Charaktere hineinfühlen kann.

Gab es im Tonstudio bestimmte Regeln, damit alles gut klappt?

Ich musste wirklich die Hände weglassen. Zum Beispiel hatte ich einmal meine Glückskette dabei. Die habe ich halt mal angefasst. Sogar das hat das Mikrofon aufgenommen. Dann habe ich die Kette einfach in Ruhe gelassen. Sonst ist es besser, kein Sprudelwasser zu trinken, weil man davon aufstößt. Aber das trinke ich sowieso nicht. Und auch Milch sollte man vor den Aufnahmen nicht trinken, weil das ein bisschen den Mund verklebt.

Kanntest du das Buch „Momo“ schon vorher?

Meine Mama hat immer gesagt, ich soll das Buch lesen, weil es als Kind ihr Lieblingsbuch war. Ich habe es mal angefangen, aber nicht fertig gelesen – erst als ich wusste, dass ich das Hörspiel sprechen darf. Was ganz witzig ist: In der fünften Klasse hatten wir es als Ferienbuch zu lesen. Das war natürlich gut für mich, weil ich es schon gut kenne.

Auch in dem Hörspiel „Leo und Lucy und die Sache mit dem dritten L“ sprichst du eine Hauptrolle. Warum klingst du darin ganz anders als bei „Momo“?

Momo und Lucy sind total verschieden. Momo ist ruhig und hört gerne zu. Sie ist ein freundliches Mädchen und klingt eher zart und hell. Lucy ist draufgängerischer. Deswegen habe ich Lucy etwas robuster gesprochen. Ich bin mehr wie Lucy. Ich bin auch eher diejenige, die viel redet.

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Maresa Stölting ist die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung und der Stuttgarter Kindernachrichten. Das 24-seitige Magazin erklärt Kindern die Welt und kommt jeden Freitag druckfrisch zu Ihnen nach Hause.