Natalie Kanter ist Mutter eines Mädchens, das mittlerweile fast so groß ist, wie sie selbst. Dennoch schafft die Tochter es immer noch regelmäßig, den Alltag ihrer Eltern grundlegend auf den Kopf zu stellen. Beispielsweise wenn viele Klassenarbeiten auf einmal anstehen.

Den Moment, in dem die Kreativität ausbleibt, rein gar nichts mehr in den Kopf passt, der Drops für heute gelutscht ist, den kennen heutzutage bereits Kinder und Jugendliche. Beispielsweise dann, wenn sie, wie kurz vor den Weihnachtsferien, eine Klassenarbeit nach der anderen schreiben müssen. Und dabei der Inhalt von zig eng beschriebenen Arbeitsblättern auswendig gelernt werden soll. Stoff, der in der Schule nur ganz kurz besprochen wurde, im Detail abgefragt wird.

 

„Du weißt ja gar nicht, was es heißt, so viel lernen zu müssen“, hat meine Tochter kürzlich zu mir gesagt. Obwohl sie kein Turbo-Gymnasium besucht, sondern eine G 9-Klasse. „Doch. Im Studium habe ich auch sehr viel lernen müssen, um nicht durchzurasseln“, habe ich geantwortet. „Im Gymnasium auch?“, hakt die Zwölfjährige nach. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, sage ich ehrlich. Obwohl ich in Bayern zur Schule gegangen bin – und das bayerische Abitur damals zu den schwierigsten gehört haben soll. Zumindest betont das meine Mutter immer wieder. Nun, ich war keine Einser-Schülerin. Ich habe nachmittags viel Sport gemacht, denn ich habe davon geträumt, wie viele in meinem Heimatort, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Abends habe ich dann noch schnell meine Hausaufgaben erledigt.

Was hat sich so verändert im Schulsystem, dass sich bereits junge Schülerinnen vom Lernen gestresst fühlen? Dass sie weder Zeit noch Lust haben, ihren Hobbys nachzugehen. Dass sie sich nach dem Nachmittagsunterricht noch einmal an den Schreibtisch setzen müssen, um die nächste Prüfung zu bestehen. Muss dieser Stress in den unteren Klassenstufen schon sein? Ich finde nicht! Was tun eigentlich Kinder, deren Eltern nicht in der Lage sind oder nicht die Zeit haben, ihren Nachwuchs beim Lernen zu unterstützen? Und warum gibt es auch an einem G9-Gymnasium zu wenig Lehrer und zu viel Unterrichtsausfall?

„Stopp. Du bist falsch abgebogen auf der Kolumnen-Autobahn“, mahnt mein Mann. „Ok“, bekenne ich kleinlaut. Also zurück zum Thema: Lernpausen sind wichtig, um nicht durchzudrehen. Ferien bieten die Möglichkeit, sich den Kopf im Wald oder auf dem Berg durchpusten zu lassen. Bei uns zu Hause ist über Weihnachtstage endlich einmal die Nähmaschine zum Einsatz gekommen, die seit dem Geburtstag der Tochter Anfang Oktober ungenutzt im Eck gestanden ist. „Das stimmt jetzt aber auch so nicht“, ruft das Mädchen nun dazwischen. Ich bleibe dabei: Zeit für Hobbys zu haben, ist wichtig. Pausen in den Alltag einzubauen ebenfalls. Mal nichts tun müssen: Das ist nicht nur wunderbar, sondern insbesondere für den Familienfrieden sehr wichtig.

Weniger Medienkonsum, mehr kreatives Tun: Das haben wir uns für das neue Jahr fest vorgenommen. Mal sehen, wie lange wir das durchhalten. Denn die Ferien sind bald vorbei. Und dann heißt es wieder in das Hamsterrad einzusteigen. Und da lässt sich jeder gerne mal vom Handy ablenken: Die jungen und die erwachsenen Familienmitglieder. Spätestens wenn die nächste Lernphase ansteht, wieder zu viele Arbeiten auf einmal im Schülerplaner stehen, werden die Sätze fallen: „Ich habe überhaupt keine freie Zeit.“ Und: „Ich brauch jetzt mal ne Pause.“

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Natalie Kanter ist Mutter eines Mädchens, das mittlerweile fast so groß ist wie sie selbst. Dennoch schafft die Tochter es immer noch regelmäßig, den Alltag ihrer Eltern grundlegend auf den Kopf zu stellen.