Kolumne „Familiensache“ So, jetzt ist aber langsam Schluss für heute!

Klar! Kinder sind super, ein Segen, der Wahnsinn und die beste Ablenkung von einem seltsamen Jahr. Unser Kolumnist Michael Setzer sagt, es sei trotzdem auch ziemlich spitze, wenn sie endlich schlafen.
Stuttgart - Es gibt nichts Schöneres auf dieser Welt, als dem Zweijährigen beim Schlafen zuzuschauen. Es ist Magie, es ist Ruhe, es ist Liebe und es ist das Versprechen, immer für ihn da zu sein. Ein Gefühl, als wäre das eigene Herz aus dem Körper getreten und würde jetzt zwischen Kissen und Decke einfach so im Bett liegen. Orr, Schuldigung, zum Jahresende werde ich für gewöhnlich etwas gefühlsduselig.
Ebenfalls ziemlich super: Wenn der Junge schläft, kann ich endlich mit den Bauklötzen, den Lastwagen und der Holzeisenbahn spielen, ohne dass er mich dabei stört, alles besser weiß, irgendwas umwirft und diabolisch lacht. Endlich.
Kinder haben keine Ahnung!
Man muss das in dieser Deutlichkeit sagen: Kleinkinder haben weder Ahnung, wie man so eine Holzeisenbahn richtig aufbaut, noch wie man daneben einen Palast aus Bauklötzen errichtet. Und noch viel weniger besitzen sie Wertschätzung für bereits errichtete monumentale Bauwerke des Vaters.
„Gni hihi, Pabba. Nein“ höre ich noch bevor das Kind meine sagenhafte Architektur mit einem Handstreich platt macht und es bei uns aussieht wie in Filmen von Roland Emmerich. Überall Trümmer. Und er lacht, weil das natürlich sehr lustig ist, wenn die Steine umherpurzeln und der Vater „Och, nöö!“ sagt.
Tägliches Training
Ich versuche, es symbolisch zu sehen: Kinder werden früher oder später den Quatsch ihrer Altvorderen hinterfragen, gegebenenfalls neu arrangieren oder gar einreißen und dann zum Müll bringen. Sie trainieren das täglich. Jeden Tag trainieren, um ein bisschen erwachsener zu werden. Irre eigentlich, dass die so selten müde sind.
Keine Zeit für Nostalgie
Nostalgie geht dem Kleinen zum Glück ab. Alles andere wäre ja auch Wahnsinn in diesem Alter. Und weil das Jahr 2020 nun endgültig fertig ist, ziehe nur ich Bilanz zwischen den Trümmern: Schlimmes Jahr, klar, aber das hätte ja auch viel schlimmer sein können.
Weil’s uns trotz allem ganz schön gut geht, haben wir sogar sehr viel gelacht. Manchmal so laut, dass wir an nichts anderes denken konnten ... und beschwert haben wir uns immer. Auch nach viel besseren Jahren.
Jetzt ist aber wirklich Zeit, ins Bett zu gehen. Schlafen Sie bitte auch alle gut. Morgen hauen wir dann wieder Bauklötze vom Sockel. Dieses Erwachsenwerden hört schließlich nie auf. Lassen Sie sich nichts anderes einreden.
Lesen Sie mehr aus der Kindskopf-Kolumne
Michael Setzer ist seit zwei Jahren Vater. Früher haben Eltern ihre Kinder vor Leuten wie ihm gewarnt. Niemand hat ihn vor Kindern gewarnt. Er schreibt die „Kindskopf“-Kolumne.
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