Kolumne: Fehlersuche bei Porsche Ein Hoch auf unsere Irrtümer!

Warum der Schauspieler Richy Müller mit 61 Jahren so jung aussieht? An seinem „besten Fehler“ liegt’s. Auf Fehlersuche bei Porsche in Zuffenhausen – beim spannenden Abend des jungen Netzwerks M-Lounge.
Stuttgart - Niemals sollte man den Fehler machen, seine Fehler zu vertuschen oder gar zu ignorieren. Denn dann lässt man den Nutzen sinnlos verstreichen, den man aus seinen Missgeschicken, Ausfällen oder Irrtümern ziehen kann.
Was war Ihr bester Fehler? Der Pralinen-Unternehmer Ronald M. Arndt, 31, der 2013 die M-Lounge (das M steht für Menschen) für junge Netzwerker und Entscheidungsträger gründete und wechselnde Locations aufsucht, stellt diese Frage nicht irgendwo. Er stellt sie in einem Stadtteil, in dem Fehler gemacht wurden, die Wirtschaftsgeschichte geschrieben haben. Nach den besten Fehlern seiner Gäste erkundigt sich Fliegenträger Arndt in Zuffenhausen.
Schlechtes ist für etwas gut
Einst hat hier Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, vielleicht geblendet von Erfolgen, den hochriskanten Plan ersonnen, wie der kleine Sportwagenhersteller den um ein Vielfaches größeren VW-Konzern übernehmen könnte. Es war ein riesiger Fehler, wie man heute weiß. Doch war es in Wahrheit nicht gut, dass Porsche VW nicht schlucken konnte, weil dem David des Autobaus damit ein Abgas-Skandal von zuvor unvorstellbarem Ausmaß erspart blieb? Schlechtes ist für etwas gut. Die Gäste des Abends unterstreichen diese Weisheit mit ihren Geschichten.
Einleuchtend erklärt „Tatort“-Kommissar und Porsche-Markenbotschafter Richy Müller
, warum er nicht aussieht, als sei er 61 Jahre alt. Immer wieder wird er nach seinem Rezept fürs Jungbleiben gefragt. Einst hat er 20 Jahre lang, so räumt er im Porsche-Zentrum in Zuffenhausen vor etwa 200 Zuhörern ein, nicht viel gemacht, sondern vor allem gefaulenzt. Sein Fehler sei es gewesen, die meisten Angebote für Filme abzulehnen, weil sie seinen Ansprüchen nicht genügten. Dabei habe er eine Familie mit vier Kindern ernähren müssen. Das ständige Neinsagen sei zwar ein Fehler gewesen. Doch damit sei er sich treu geblieben, wofür er später belohnt worden ist. Hätte er schlechte Filme gedreht, hätte er nicht das Angebot für den „Tatort“ bekommen. Hätte er nicht 20 Jahre so wenig getan, also seine freien Radikale ruhen lassen, würde er heute viel älter aussehen.
Sitzenbleiben kann sich lohnen
Ein Fehler von Eurowings-Chefpilot Stefan-Kenan Scheib war es, zu Beginn seiner Karriere etwas verbissen gewesen zu sein. Als er ein Flugzeug mal donnernd aufsetzte, habe die Flugbegleiterin übers Mikrofon von einer „harten, aber herzlichen Landung“ gesprochen. Der Pilot musste lachen – das entkrampfte ihn für die Zukunft. Gastgeber Arndt, der handgemachte Pralinen online verkauft, erzählt, dass er in der achten Klasse sitzengeblieben ist. Dadurch kam er in die Klasse, in der seine heutige Frau saß.
Manche Fehler können so schön sein, dass man sie nicht auslassen sollte. Wenn man nur immer schon vorher wüsste, welcher Fehler einfach nur Mist ist und welcher Positives bringt.
Richy Müller lobt seinen Vorgänger Steck
Nicht als Fehler sieht es Richy Müller an, dass die meisten Szenen im Stuttgarter „Tatort“ in Karlsruhe oder Baden-Baden gedreht werden. Der Sender müsse sparen – und die Mehrheit der Zuschauer würde es nicht merken, wo sich die Straßen befinden, die im Film zu sehen sind. „Glaubt jemand, dass alle Teile im Porsche in Zuffenhausen gefertigt werden?“, fragt der 61-Jährige. Und dann sagt er diesen schönen Satz über Dietz-Werner Steck, den schwäbisch sprechenden Bienzle, seinen Vorgänger: „Seine Fußstapfen waren so groß, dass ich in sie quer getreten bin – quer mit meinen kleinen Füßen.“ Es ist kein Fehler, die Alten zu loben. Und dass der am Chiemsee lebende Müller als Stuttgarter TV-Kommissar kein Schwäbisch kann, zeigt nur, dass selbst Porsche-Fahrer nicht perfekt sind.
Unsere Empfehlung für Sie

Coronavirus in Stuttgart Zwölf Müllwerker sind positiv
Durch den Corona-Ausbruch bei den Müllarbeitern wird auf den Fildern vorerst kein Papiermüll abgeholt. Doch noch ist offen, wie lange dieser Zustand anhält.

Stefan Thomas kommt nicht an sein Geld: Wer hilft dem 190-Millionen-Euro Mann?
Der Sindelfinger Programmierer Stefan Thomas besitzt eine Menge Geld. Allerdings hat er es nicht auf dem Konto, sondern auf einer Festplatte. Das Passwort dafür hat er vergessen. Zwei Versuche hat er noch, dann verschlüsselt sie sich für immer.

Kampf gegen das Coronavirus in der Region Stuttgart Jetzt wird auch im betreuten Wohnen geimpft
Der Betrieb in den zwei Zentralen Impfzentren in Stuttgarter hat sich eingespielt. Die Zweitimpfungen in Altenpflegeheimen der Region haben begonnen. Und auch im betreuten Wohnen gibt es jetzt den Piks. Nur gibt es immer noch viel zu wenig Impfstoff. Das soll sich erst im Februar ändern.

Tierischer Fahndungsfall in Stuttgart Das Rätsel um das herrenlose Pferd ist gelöst
Wie ein geflüchteter Wallach in Degerloch für Aufregung sorgte – und was erfahrene Polizeireiter zu solchen Zwischenfällen sagen.

Twitterreaktionen zum Stuttgarter „Tatort“ „Drei Tage in diesem Haus und ich würde zur Mörderin“
Der Stuttgarter „Tatort“ am Sonntagabend drehte sich um eine alternative Wohngemeinschaft in Ostfildern. Auf Twitter diskutierten die User wie immer fleißig – und die meisten Urteile fallen positiv aus.

Klimaschutz in Stuttgart Klimaneutralität kostet die Stadt 600 Millionen Euro
Die Landeshauptstadt will mit der Sanierung ihrer eigenen Gebäude den Vorreiter beim Klimaschutz geben. Bis 2030 soll der Kohlendioxidausstoß gegenüber 1990 um mehr als 95 Prozent reduziert werden. Vor allem beim Thema Wärmeerzeugung aus regenerativer Energie hapert es derzeit noch gewaltig.