„Und, wie war’s im Kindergarten?“ – „Gut.“ Sich mit den eigenen Sprösslingen zu unterhalten, ist gar nicht einfach. Die Kleinen sind nämlich Meister der einsilbigen Antworten, hat der StZ-Kolumnist Christoph Schlegel erfahren.

Stuttgart - Als ich neulich schön akkurat den Gehweg fegte, danach bei einer Tasse Kaffee die Shampoo-Testergebnisse von „Stiftung Warentest“ studierte und es mir später vor dem Fernseher bei „Waldis Club“ bequem machte und dem unvergleichlichen Waldemar Hartmann zuschaute, kam mir der Gedanke: Also, ich kann ja mit meiner Freizeit etwas anfangen. Aber die Kinder? Wie sollten Kinder ihre Freizeit möglichst sinnvoll verbringen?

 

Dass Kindersport keine ehrgeizfreie Zone ist, weiß jeder, der schon mal bei einem F-Jugend-Spiel erlebt hat, wie Eltern ihre Fast-Lahms und Beinahe-Özils mit derben Worten zu Höchstleistungen peitschen. Einmal war ich bei einem Elternabend der F-Jugend, da hat ein Vater gefordert, man müsse eine „Grundsatzentscheidung“ herbeiführen. Eine Grundsatzentscheidung, ob man den Fußballsport der Kinder dem Spaß oder der Leistung unterordne. Es begann eine hitzige Diskussion über die Qualifikation der Trainer, über die Leistungsbereitschaft von Kindern und darüber, nach welchen Kriterien die Knaben künftig für die Kreisklasse trainieren sollten. Dem Anlass entsprechend herrschte ein Klima wie sonst nur, wenn in Brüssel der Euro gerettet wird: ernst bis eisig. Man vertagte sich ergebnislos.

Spielplätze sind für Kinder durchaus auch ein Spaß. Sie klettern an Rutschen hoch, drehen sich auf irgendwas im Kreis oder wippen. Es scheint ihnen Spaß zu machen. Oder sie tun nur so, als ob es ihnen Spaß macht. Man selbst hockt neben ein paar Muttis, die permanent ihre „Kimberleys“ und „Justins“ zusammenstauchen, weshalb auch immer. Was einen allerdings animiert, auch mal wieder das Gespräch mit seinen Kindern zu suchen. Doch Gespräche mit dem Nachwuchs gestalten sich mitunter schwierig. Im Grunde reichen bei Kindern drei Wörter, um die Jahre zwischen sechs und vierzehn zu überbrücken: „ja“, „nein“ und „gut“. Wie war es in der Schule? „Gut.“ Habt ihr Hausaufgaben? „Nein.“ Bist du heute verabredet? „Ja.“ Eigentlich müsste der Wortschatz bei Schulkindern so langsam anwachsen, denkt man. Tut er nicht. Sie bleiben bei „ja“, „nein“, „gut“.

Man kann anders fragen, klar. Aber fragen Sie mal einen Dreijährigen nach dem Warum. „Warum hast du das Lego-Polizeischiff deines Bruders kaputt gemacht?“ Warum? Die Tiefe der Frage kaum erfassend steht dann ein atmendes Fragezeichen vor einem und schweigt. Da müsste man schon einen kleinen Richard David Precht zu Hause haben, um der Komplexität dieser Frage halbwegs gerecht zu werden: Warum hast du es kaputt gemacht? Und wenn ja, wie viele?

Noch schwieriger ist es bei Frühpubertierenden. Nach einer harmlosen Gesprächseröffnung wie „Warum hast du nicht aufgeräumt?“ steckt man mir nichts, dir nichts in Debatten über den Sinn von Aufräumen, über Ordnung als Lebensprinzip und über elterliche Vorgaben generell. Alles in allem erfordern Gespräche mit Kindern enorme Geisteskräfte – sollte man sich also lieber nicht allzu oft antun. Deshalb: statt Warum-Fragen lieber „Waldis Club“ gucken. Da kann das Hirn auch mit halber Kraft laufen.